Die Geschichte der Wilhelmsburg
Alles begann auf dem Michelsberg: Am 18. Oktober 1842 fand der erste
Spatenstich für den Bau der Bundesfestung Ulm statt. Zwei Jahre später
wurde in der Wilhelmsburg der Grundstein gelegt.
Die Wilhelmsburg Ulm war Teil eines ausgeklügelten
Verteidigungssystems, das der Deutsche Bund im 19. Jahrhundert aufbaute.
Zur Sicherung des damaligen Bundesgebietes wurden ab 1815 vorhandene
Festungen in Mainz, Landau und Luxemburg zu Bundesfestungen ausgebaut,
ab 1842 folgten dann die Festungsneubauten in Rastatt und Ulm. Die
Bundesfestung Ulm ist Deutschlands größtes erhaltenes Festungsensemble
und ein Musterbeispiel für die Befestigungsbauten des 19. Jahrhunderts.
Im Jahr 1848 wurde die Wilhelmsburg fertiggestellt. Gemeinsam mit den
Werken der Wilhelmsfeste bildet sie die so genannte Zitadelle der
Bundesfestung, das heißt, sie war das stärkste Werk der gesamten Festung
und als letzter Rückzugsort der Besatzung gedacht. Bis zum Ende des
Zweiten Weltkrieges diente die Wilhelmsburg als Kaserne. 1944 wurden
dort, unter Einsatz von Zwangsarbeitern, Röhren der Firma Telefunken
hergestellt.
Zwischen 1945 und 1956 diente sie als Notunterkunft für Ulmerinnen
und Ulmer sowie für Flüchtlinge. Bis zu 3.000 Menschen lebten gemeinsam
dort, es gab eine eigene Schule, einen Laden und eine Poststelle. Von
diesem Kapitel der Geschichte sind bis heute liebevoll ausgeführte
Tapetenbemalungen in einigen der ehemaligen Wohnräume erhalten.
Ab 1956 diente die Wilhelmsburg erneut als Kaserne der Bundeswehr,
wovon unter anderem Zeichnungen und Botschaften in den ehemaligen
Kasematten erzählen. Da die Räume der Wilhelmsburg jedoch immer feuchter
wurden, nutzt die Bundewehr seit den 70ern nur noch die nördlich
vorgelagerte Wilhelmsfeste.
1986 ging die Wilhelmsburg als Schenkung vom Bund an die Stadt Ulm
über und wurde in der Folge mit Bundes- und Landesmitteln i. H. v. 8
Mio. DM teilsaniert, da das gesamte Gebäude vom Verfall bedroht war.
1990 baute die Stadt Ulm auf ca. 300 m² eine Musterachse im EG des
Südflügels aus, die zeigt, was bei einem Vollausbau möglich wäre.
2009 feierte die Bundesfestung Ulm/Neu-Ulm 150- jähriges Jubiläum. Dank des Förderkreises Bundesfestung Ulm e.V. kann man heute einen Teil der Festung mit Führungen besichtigen - dazu zählt auch die Wilhelmsburg.
Quellen:
Arbeitspapier Wilhelmsburg für die Mitglieder des Haushaltsausschusses des Bundestags vom 08.08.1984
Burger, Matthias: Die Bundesfestung Ulm. Deutschlands größtes Festungsensemble, 1. Auflage, Ulm 2006
Burger, Matthias: Bundesfestung Ulm. Ein Führer durch die Festungsanlagen, 1. Auflage, Ulm 2010
Freyberger, Jörg: Erhalt ohne Nutzung. Die Wilhelmsburg in Ulm,
Beitrag zur Tagung „Preservation and use of major historic fortresses of
the 19th century“, 8.-11.06.2005 in Magdeburg
Stadt Ulm, Hochbauamt: Wilhelmsburg. Unterlagen zum Arbeitsgespräch am 14.03.1997