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Agile Stadtplanung dank digitaler Lösungen

Mobiler Radstaender

© DA/Stadt Ulm

Einen überzeugenden Erfolg lieferte die Fahrradständer-Messkampagne derTechnischen Hochschule Ulm. Von April bis Oktober wurde im Forschungsprojekt Zukunftsstadt 2030 mit dem dafür von der Technischen Hochschule Ulm (THU) eigens entwickelten Bügelständer-Prototypen am Standort Neue Mitte und in der Lautengasse gemessen. Das Ziel ist es mithilfe von sensorgestützter Technik abgestellte Fahrräder zu zählen, um auf einer Grundlage von Messdaten verschiedene Standorte als potentielle Fahrradständerstellplätze zu evaluieren. Somit kann zukünftig die Stadtplanung für sinnvolle Standorte erleichtert werden.

Schon im Reallabor der Neuen Mitte zeigte sich, dass die Messmethodik als Grundlage für eine Bewertung dient. In Zusammenarbeit mit der Mobilitätsabteilung der Stadt Ulm wurden die Sensordaten in der THU ausgewertet, analysiert und anschließend bewertet. Das Ergebnis: Es herrscht großer Bedarf an Fahrradstellplätzen an diesem Standort. Als notwendige und sinnvolle Konsequenz wurde dann ein neuer Bügelständer vom Baubetriebshof installiert. Ein Vorzeigebeispiel für eine agile Stadtplanung! Doch der tatsächliche Mehrwert spiegelte sich erst am Beispiel des zweiten Standortes wieder: in der Lautengasse.

Zwei Fahrräder sind im Fahrradständer abgestellt und erzeugen über die Druckschaltleisten ein Signal, welches über die quelloffene Funktechnologie LoRaWAN an dier THU gesendet wird. Während der ersten Messkampagne in der Neuen Mitte wurde die Erfahrung gemacht, dass die virtuelle Zählung nicht immer mit der Realität übereinstimmen muss. Viele Fahrradfahrer:innen stellten ihre Fahrräder durch den Bügelständer durch, sodass kein einziger Reifen von den Sensoren erfasst wurde. Aus diesem Grund hat die THU für die zweite Messkampagne in der Lautengasse eine hintere Querstange montiert, die solch eine Fehlerquote verhindert.

Ein Learning aus der ersten Messkampagne war, dass für eine umfassende Bewertung der Messdaten, mehrere Faktoren miteinzubeziehen sind. Zunächst muss der Fahrradständer in der Bürgerschaft bekannt werden, da bisher noch keiner am Standort Lautengasse stand. Aus diesem Grund muss ein paar Wochen Vorlaufzeit gegeben werden, bevor eine erste Einschätzung der Lage durchgeführt werden kann. Außerdem spielt das Wetter eine entscheidende Rolle. Der erste Aprilmonat war z.B. sehr regnerisch und kalt, sodass wenige Menschen Fahrrad fuhren. Deshalb werden für die Bewertung hauptsächlich die sonnigen und warmen Tage herangezogen.

Der Fahrradständer sollte in der Lautengasse messen, da hier die Bürgerschaft bekanntermaßen ihre Fahrräder am Schutzgeländer des Flusses abstellt. Ein neuer Fahrradständer könnte hier eine Alternative bieten und ein ungewolltes Abschließen am Geländer verhindern. Trotz dessen zeigen die Messdaten eine im Vergleich zur Neuen Mitte spärliche Nutzung. In zwei Monaten wurden nur insgesamt 75 Fahrräder abgestellt und eine maximale Auslastung von 37,5 % (3 von 8 Plätzen) erreicht, während in der Neuen Mitte der Fahrradständer an Wochenenden im Sommer voll stand. In Anbetracht aller Einflüsse wurde aus diesem Grund die Bewertung getroffen, dass sich der Standort Lautengasse nicht als Stellplatz qualifiziert. Was in erster Linie wie eine schlechte Nachricht klingt, ist in Wirklichkeit für die Messmethodik und somit für das Projekt der Zukunftsstadt eine Gute. Wenn auf Basis von Messdaten gezeigt werden kann, dass es sich eben nicht lohnt überall Fahrradständer hinzustellen, dann lässt sich damit wertvollen Stadtraum und Kosten einsparen und macht die Stadtplanung allem in allem effizienter und sinnvoller.

Im nächsten Schritt soll der Sensorprototyp verstetigt werden. Die Rückmeldung der Stadt zeigt, dass das Interesse an einer solchen digital-technischen Lösung selbst als kommerzielles Angebot einer Dienstleistung vorliegt. Je größer eine Stadt desto sinnvoller. Dafür soll ein regionales Unternehmen gefunden werden, welches den Fahrradständer-Sensor übernimmt und weiterentwickelt. Außerdem wird im Projekt ebenfalls an einer optimierten Version gearbeitet, die in Zukunft auch das Anschließen von Fahrradrahmen ermöglicht.