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Ideen der Planungswerkstatt zur Landesgartenschau

Zeichnung des Ehinger Tors sowie der umliegenden Gebäude mit vielen Bäumen und öffentlichen Flächen

Visualisierung des Ehinger Tors aus Blickrichtung der Wagnerstraße

Keine Denkverbote – unter diesem Motto stand eine Planungswerkstatt zur Landesgartenschau im Januar. Darin arbeiteten Vertreterinnen und Vertretern der Verkehrs-, Freiraum- und Stadtplanung in drei interdisziplinären Teams zusammen. Ihre Ergebnisse wurden am 30. Juni 2020 Mitgliedern des Gemeinderats vorgestellt. Sie betreffen den komplexesten Teil des Landesgartenschaugeländes zwischen Ehinger Tor und Blaubeurer Tor.

Das Ziel der Planungswerkstatt vom 22. bis 25. Januar waren keine fertigen Lösungen. Vielmehr ging es darum, unterschiedliche Entwicklungsansätze herauszuarbeiten, die im weiteren Planungsverfahren genauer untersucht werden sollen. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer war die Werkstatt eine Gratwanderung. Denn ihre Vorschläge sollten ebenso ambitioniert wie umsetzbar sein. Jede Zeit hat schließlich „das Recht und auch die Verpflichtung, Stadträume immer wieder neu und dabei auch anders zu denken“, wie es ein Teilnehmer auf den Punkt brachte.

Team 1:
STOC ARCITECTS AND PLANERS GmbH, Karlsruhe
ARGUS Stadt und Verkehr, Hamburg
Planstatt Senner, Überlingen

Das Team 1 verfolgt grundsätzlich zwei Ziele. Das erste Ziel ist die Stärkung der Glacisanlagen in Nord-Süd-Richtung, um einen durchgängigen Freiraum herauszuarbeiten, der wieder im Gesamtzusammenhang erkennbar und erlebbar wird. Das zweite Ziel ist die Verknüpfung der Weststadt mit der Innenstadt über attraktive Querverbindungen, um beide derzeit getrennte Stadtteile wieder näher aneinander zu rücken. Die vorhandenen und neu gewonnenen Freiräume beidseitig der B10 sollen im Wechselspiel mal auf der einen Seite landschaftlichen Charakter bekommen (an den Glacisanlagen), mal auf der anderen Seite städtischen und boulevardartigen Charakter, der von Bäumen gesäumt wird. Durch das Optimieren von Verkehrsknoten und -strömen werden neue Freiräume geschaffen. Ergänzt durch städtebauliche Entwicklungen und neu definierte Stadtkanten kann die B10 schrittweise von einer Barriere zu einer städtischen Naht umgewandelt werden.

Es ergeben sich drei Schwerpunkte für die vertiefte Bearbeitung:

  1. Blaubeurer Tor: Der Kreisverkehr wird zu zwei Einzelknoten umgebaut, sodass das historische Bauwerk Blaubeurer Tor ohne Straßenquerung in die Glacisanlagen entlang des Dichterviertels eingebunden werden kann.
  2. Söflinger Kreisel / Hindenburgring: Der Kreisverkehr wird zu einer T-Kreuzung umgebaut, um Grün- und Sportflächen zu gewinnen. Der Radverkehr wird durch eine großzügige Brücke in Nord-Süd-Richtung über die Kreuzung geführt.
  3. Ehinger Tor: Die Neue Straße und die Zinglerstraße werden jeweils in einen Zweirichtungsverkehr umgebaut. Dadurch können die bislang vielfältigen Fahrbahnverflechtungen am Bismarckring auf zwei Knoten mit weniger notwendigen Abbiegebeziehungen und damit geringerem Flächenbedarf reduziert werden. Auf diese Weise lässt sich die Verkehrsmenge vor dem Ehinger Tor deutlich reduzieren. Es wird ein großzügiger "Klimaplatz" zwischen Schillerstraße und Hans- und Sophie-Scholl-Gymnasium mit dem Ehinger Tor als identifikationsstiftende Mitte vorgeschlagen.

Team 2:
asp Architekten GmbH, Stuttgart
StetePlanung, Darmstadt
Treibhaus, Hamburg

Das Team 2 sieht in der B10 das überholte Erbe des Leitbilds der „autogerechten Stadt“ der 60er und 70er Jahre, dem die sozialen sowie stadt- und landschaftsräumlichen Beziehungen untergeordnet wurden. Der zukünftige Straßenraum wird nicht als lineare, gleichbleibende Struktur gesehen, sondern als Abfolge von "Sequenzen" mit spezifischen Situationen und Anforderungen. Die Straße muss sich vom monofunktionalen Ingenieursbauwerk in einen städtischen Lebensraum mit einem verbindenden Freiraumband in Nord-Süd-Richtung und unterschiedlichen Querbeziehungen in Ost-West-Richtung wandeln.

Drei Entwicklungsbereiche ermöglichen eine Transformation der KFZ-Verkehrsinfrastruktur:

  1. Das Blaubeurer Tor soll durch kräftige Raumkanten entlang der B10 zu einem erlebbaren Stadteingang für Ulm werden. Das Areal zwischen IKEA, Bahn und Dichterviertel wird als Entwicklungsfläche und als "Baulabor der produktiven Stadt" gesehen. Der Umbau des Kreisverkehrs am Blaubeurer Tor in zwei T-Kreuzungen ermöglicht einen kulturell nutzbaren Platz, der an die Glacisanlagen entlang des Dichterviertels angebunden ist.
  2. Der Rückbau des Söflinger Kreisels in eine T-Kreuzung eröffnet städtebauliche Entwicklungsmöglichkeiten und Potentiale für eine neue Freiraumverknüpfung in Ost-West-Richtung. Eine Fahrrad-Brücke über die B10 mit einem Verteiler in Richtung Süden und in die Weststadt sowie ein Aussichtsturm unterstreichen den Signalcharakter des Ortes.
  3. Am Ehinger Tor wird der Verkehr in der Neuen Straße und der Zinglerstraße wie im Team 1 jeweils in einen Zweirichtungsverkehr umgebaut. Die bislang vielfältigen Fahrbahnverflechtungen können auf zwei Knoten reduziert werden. Durch die Fassung der Raumkanten am Universum Center, vor dem Hans- und Sophie-Scholl-Gymnasium und auf dem heutigen Haltestellenbereich wird ein klar umrissener urbaner Platz mit dem Ehinger Tor in der Mitte geschaffen sowie die B10 in den Charakter eines innerstädtischen Straßenzuges überführt.

Team 3:
Machleidt GmbH Städtebau + Stadtplanung, Berlin
SHP Ingenieure GbR, Schnüll, Haller + Partner, Hannover
sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin

Das Team 3 sieht die gesamte Glacisanlage - und die darin eingebettete B10 - wie ein starkes Rückgrat, an das mehrere von West nach Ost verlaufende "Raumbänder" angehängt sind: Die Wasserbänder (Blau und Donau), die grünen Bänder (parkartige und vegetative Strukturen) und die urbanen Bänder (der städtische Stadtboden). Ihre jeweiligen Begabungen sollen herausgearbeitet und besser zusammengefügt werden, um sich zu ergänzen und die historische Innenstadt und die Weststadt zu einer Ganzheit zusammenzubinden. Das heute noch vom KFZ-Verkehr geprägte Westglacis soll als Stadtraum zurückerobert werden.

Das Team hat sich auf zwei Bereiche konzentriert:

  1. Im westlich der B10 gelegenen Blaupark wird ein großes Potenzial gesehen, die vorhandenen, aber fragmentarischen Freiraumstrukturen mit Wasserflächen aus der Innenstadt heraus bis weit nach Westen zu verknüpfen. Der zukünftige Park soll einerseits Sport- und Erholungsangebote bieten, aber auch das entsprechende Umfeld für repräsentative Firmengebäude.
  2. Das Ehinger Tor wird bis auf ÖPNV- und Radverkehr komplett verkehrsberuhigt, indem die Erschließung der Innenstadt von Süden und Südwesten neu geordnet wird. Die Zinglerstraße wird Zweirichtungsverkehr und damit einzige Zufahrt zur Innenstadt für den Individualverkehr. Die Neue Straße am Ehinger Tor wird zurückgebaut und zur attraktiven Stadteinfahrt ausschließlich für ÖPNV sowie den Fuß- und Radverkehr. Diese verkehrsberuhigte Achse wird über das Ehinger Tor hinaus nach Westen bis in die Wagnerstraße hinein verlängert. Dies ermöglicht die Revitalisierung der Wagnerstraße als eigenständiges Stadtteilzentrum.

Die Ergebnisse der Planungswerkstatt werfen viele Fragestellungen auf, die im weiteren Planungsprozess zu klären sind. Die Stadtverwaltung wird nun Verkehrsuntersuchungen veranlassen, die jeweils durch städtebauliche Untersuchungen, Umsetzungsstrategien und Grobterminplanungen ergänzt werden. Neben der technischen und verkehrlichen Machbarkeit soll dabei stets auch die Wirtschaftlichkeit auf den Prüfstand gestellt werden.

Da die Ergebnisse der Planungswerkstatt aufgrund der Corona-Pandemie erst am 30. Juni vorgestellt werden konnten, verschiebt sich auch der Start des Dialogs mit der Bürgerschaft. Am 21. September 2020 wird um 18 Uhr eine Ausstellung am Ehinger Tor eröffnet, die über die Ziele und Planungsinhalte der "Mission 2030" informiert. Sie dient in den kommenden zehn Jahren als zentrale Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger, um sich über die aktuellen Entwicklungen zu informieren. Ebenfalls am 21. September werden die drei Planer-Teams ihre Ideen und Konzepte zum Westglacis im Kulturzentrum Roxy ab 19.30 Uhr der Öffentlichkeit präsentieren und zur Diskussion stellen.

Am 21. Oktober 2020 um 19 Uhr trifft sich der Bürgerbeirat zum ersten Mal. Bisher haben sich ca. 50 Interessierte gemeldet, die sich aktiv an den Vorbereitungen zur Landesgartenschau beteiligen möchten. Wer noch Interesse hat, kann sich das Anmeldeformular für den Bürgerbeirat hier herunterladen.

Derzeit wird der Bürgerdialog vorbereitet, der die unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen der Bürgerschaft bündelt und realisierbare und gemeinsam beschlossene Vorschläge hervorbringen soll. Genauere Infos werden am 21. September 2020 vorgestellt.