Oberbürgermeister Gunter Czisch wird im Roxy würdig verabschiedet
"Ich freue mich sehr, dass so viele gekommen sind - und es berührt mich auch", begrüßte der scheidende Oberbürgermeister Gunter Czisch die rund 800 Gäste im Roxy, die der Verabschiedung des Ulmer Stadtoberhaupts einen würdigen Rahmen verliehen. "In den letzten Wochen gab es immer mal wieder das Gefühl der Wehmut, weil ich weiß, dass mir einiges fehlen wird. Es stellt sich aber mehr und mehr auch das Gefühl der Freiheit ein, die nun auf mich und meine Familie wartet", gab Czisch einen Einblick in sein Innenleben. Seinen Nachfolger Martin Ansbacher adressierte er persönlich und wünschte ihm als Amtsnachfolger "eine gute Hand zum Wohle Ulms und weiterhin persönliche Verbundenheit".
Auf der Bühne stand ein Mann, der mit sich und der Tatsache, dass seine Amtszeit in wenigen Tagen endet, im Reinen ist. Der sich seines persönlichen Beitrags gewiss sein und auch deshalb mit Gelassenheit sowohl zurück, als auch nach vorne blicken kann. Und doch nutzte Gunter Czisch seine Abschiedsrede auch für nachdenkliche Worte: "Demokratie und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeit. Mir scheint, als dass man derzeit mehr auf das Trennende schaut, als auf das Gemeinsame. Dabei prägen das "Alle" und das "Wir" eine Stadt". Czisch forderte die Stadtgesellschaft auf, sich im positiven Sinne in den demokratischen Prozess einzumischen, wählen zu gehen oder sich als Kandidat zur Wahl zu stellen. "Das wäre auch eine Form der Eigenverantwortung für das große Ganze, die mir in den letzten Jahren ein wenig zu kurz gekommen zu sein scheint."
Gunter Czisch begann seine Berufslaufbahn mit einer Ausbildung im mittleren Dienst bei der Stadt Ulm. Im Jahr 2000 kehrte er nach Stationen in Überlingen und beim Bodenseekreis als Erster Beigeordneter zur Stadt Ulm zurück. 2016 übernahm er das Amt des Oberbürgermeisters. Seine Amtszeit endet am 29. Februar.
"Es ist für mich "Ehrensache", dass ich heute hier bin. Weil ich persönlich Danke sagen möchte für die immer hervorragende Zusammenarbeit und für eine herausragende Lebensleistung. Es geht ein großer Oberbürgermeister des Landes Baden-Württemberg. Deine Ämter waren für Dich nie nur ein Job - du hast dich mit höchstem Pflichtgefühl, einem enormen Arbeitseinsatz und mit Herzblut für deine Stadt eingesetzt. Ein Vierteljahrhundert für Ulm! Respekt und Danke dafür. Du warst fachlich immer auf der Höhe der Zeit - in manchen Feldern, wie beispielsweise der Bedeutung der Digitaliserung, warst du ihr sogar voraus. Aber bei allem Wissen und kommunalpolitischen Können, bist du immer mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. Ein feiner Kerl möchte ich sagen - und auch das bleibt."
"Ich werde im Landtag öfters gefragt, was denn "ulmisch" sei. Dann sage ich immer: Schau dir den Gunter Czisch an - dann weißt du es. "Ulmisch" ist es, aus der Not eine Tugend zu machen und daraus etwas Besseres entstehen zu lassen. Das war so mit dem Bau des Ulmer Münsters, der ein echtes "Statement" war. Und so ist es bis heute. Dieses Selbstbewusstsein, gepaart mit Bodenständigkeit zeichnet auch Gunter Czisch aus. Er ist der Schwörformel "Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein" sein ganzes Berufsleben gerecht geworden. Er verstand sich als erster Diener der Stadt und hat mit diesem Amtsverständnis der reichen Geschichte dieser stolzen Stadt ein weiteres, prägendes Kapitel hinzugefügt."
"Unsere Zusammenarbeit war durch tiefes Vertrauen geprägt. Auch weil ein Wort galt und wir uns aufeinander verlassen konnten. Dieses Miteinander und der Umstand, dass wir gemeinsam in den vergangenen Jahren für die Region viel erreichen konnten, ist zu einem großen Maße der Verdienst von Gunter Czisch. Weil er verstand, dass immer mehr politische Projekte in größeren Zusammenhängen gedacht werden müssen. Und weil es eine seiner Gaben ist, uneitel zu sein zugunsten des großen Ganzen."
"Gunter Czisch hat dem Gemeinderat zu Beginn seiner Amtszeit als Erster Bürgermeister versprochen, ihn vor wichtigen Entscheidungen einzubinden. Das hat er eingehalten - naja, fast immer. Fachlich hat er alle Herausforderungen mit Bravour gemeistert. Auch weil er früh verstand, dass Stadtpolitik kein "Wünsch Dir was" sein kann, sondern die gemeinsame Suche nach tragfähigen Lösungen, die die Stadt voran bringen. Gunter Czisch hat immer über den Tellerrand geschaut und hatte die Zukunftsfähigkeit Ulms in Blick. Dabei war ihm immer ein solide aufgestellter Haushalt wichtig. Er bat uns in der letzten Haushaltssitzung, darauf aufzupassen. Das werden wir Gunter - versprochen."
"Wir alle sehen, dass sehr viele Bürgerinnen und Bürger zum Abschied von Gunter Czisch erschienen sind. Das ist ein Moment hoher Wertschätzung für die Leistungen und Verdienste in gut 25 Jahren als Erster Bürgermeister und Oberbürgermeister der Stadt Ulm. Gunter Czisch ist ein ausgezeichneter Fachmann der Kommunalpolitik und eine Führungspersönlichkeit, die großes Vertrauen in uns Bürgermeister gesetzt hat und uns Raum zur persönlichen Entfaltung ließ. Für diesen kollegialen Umgang möchte ich ihm hier und heute sehr herzlich danken. Das Wohl der Stadt zu wahren, stand bei ihm immer an erster Stelle. Mit diesem Amtsverständnis hat er sich bleibende Verdienste für unsere Stadt erworben."
