Navigation und Service

Springe direkt zu:

Katholische Kindertagesstätte Haus Abraham

Logo der katholischen Kindertagesstätte Haus Abraham - Schriftzug mit bunten Kreisen

© Kath. Kindertagesstätte Haus Abraham

"Das Kind ist stark, reich, mächtig und kompetent. Was kann Erziehung anderes sein als die Kunst, diesen Reichtum und diese Stärke zu bewahren und zu fördern." - Reggio Emilia Bei der Partizipation werden die Kinder von Erwachsenen begleitet. Es reicht nicht aus, den Kindern Entscheidungen zu ermöglichen und sie dann damit allein zu lassen. Die Partizipationskompetenzen müssen sich bei Kindern erst entwickeln. Dabei muss das Kind aktiv unterstützt werden, um es mit der Tragweite der Entscheidungen nicht zu überfordern. Das Kind soll sein Interesse und sein Bedürfnis mitteilen dürfen und erleben, dass es damit ernst genommen und verstanden wird. Dafür nehmen wir uns z.B. in den Murmelrunden, in der Kinderkonferenz oder auch in Gesprächen während des Freispiels oder am Nachmittag Zeit. Dabei sollen die Bedürfnisse des einzelnen Kindes zum Ausdruck kommen und das Kind soll erfahren, dass es ernst genommen wird und wir uns für seine Bedürfnisse, Fragen oder Ideen interessieren. Durch den gemeinsamen Austausch in der Gruppe erleben die Kinder auch unterschiedliche Sichtweisen, erproben Sozialkompetenzen (Zuhören, einander respektieren, Kompromisse schließen, …), finden Gemeinsamkeiten heraus und sehen, dass andere Kinder auch andere Interessen haben (können). Partizipation bedeutet für Kinder aber nicht nur mitentscheiden zu dürfen, sondern auch das Kind mit seinen Gefühlen und Meinungen ernst zu nehmen und Situationen nicht aus Erwachsenenperspektive zu beurteilen. Partizipation ist also eine freiwillige Machtabgabe und damit auch eine hohe Verantwortlichkeit der Erwachsenen und ein entgegengebrachtes Vertrauen der Kinder gegenüber.Der Reggio-Ansatz leitet dabei unser Handeln als Entwicklunsbegleiter, die Kinder als "Konstrukteur der eigenen Entwicklung" anzuerkennen und die Kinder bei ihrem Weg hin zu eigenständigen Persönlichkeiten zu begleiten, zu unterstützen und zu stärken. Wir trauen den Kindern etwas zu und überlassen es den Kindern, wann sie für welches Thema bereit sind, denn sie wissen am Besten, wann sie was können. Wir vertrauen auf die Kompetenzen und Fähigkeiten der Kinder und bestärken sie darin, diese zu erproben, zu festigen und zu erweitern.

selbst gebastelter Briefkasten

© Kath. Kindertagesstätte Haus Abraham Ulm

Kinderbriefkasten für Beschwerden, Ideen, Anregungen etc.

  • Im Morgenkreis besprechen wir gemeinsam mit den Kindern die Tagesplanung und aktuelle Projekte
  • Inunserer Kita gibt es ein Kinderparlament
  • Wir haben täglich statt findende "Murmelgruppen", in denen Kinder sich in altershomogenen Gruppen treffen und gemeinsame Themen bearbeitetn, entdecken und erforschen. Daraus können sich Projekte entwickeln. Das Thema wird von den Kindern vorgegeben und es werden Interessen, Wünsche und Ideen der Kinder berücksichtigit und umgesetzt - so z.B. vor kurzem ein Beusch auf der Jugendfarm Ulm zu unserem aktuellen Thema Bauernhof.
  • In der wöchentlichen Kinderkonferenz bekommen Kinder Zeit und Raum für ihre Beschwerden, Wünsche oder Anregungen. Der Briefkasten wird geleert, den die Kinder über die Woche mit ihren Beschwerden, Wünschen oder Ideen füllen können und die Post wird am Freitag von den Kindern in der KIKO vorstellen.

Projekt Bauernhof

Wir sind eine neue Kita, die erst seit Juni 2020 besteht und das Projekt Bauernhof ist unsererstes, großes Projekt. Dieses hat sich bei den "mittleren Kindern", den Forschern (3 bis 4-Jährige) herauskristallisiert, als wir in einem Gesprächskreis während der täglichen Murmelgruppe die Kinder zu ihren Interessen befragt haben. Parallel dazu entstanden in den anderen beiden Altersstufen ebenso Projekte, die jedoch etwas kleiner waren (bei den 2-3 Jährigen war es das Projekt Schmetterling und bei den 5-6 Jährigen das Thema Frühblüher). Hier möchten wir gerne das Projekt Bauernhof vorstellen.

Nachdem sich das Thema Bauernhof bei den Mittleren herausgestellt hat, haben wir erst einmal geforscht und entdeckt, welche Tiere denn überhaupt auf einem Bauernhof leben. Dafür haben wir in Büchern und Lexikas nachgeblättert und fanden herausraus, dass nicht alle Tiere auf einem Bauernhof leben können (Elefanten, Giraffen, Tiger, Mistkäfer, Bären, Rehe, Wildschweine,... leben nicht dort) und es verschiedene Lebensräume für verschiedene Tiere gibt. Manche Kinder haben auch Bücher von zuhause mitgebracht. Zu den Tieren auf dem Bauernhof ist ein Plakat entstanden, das im Haus aufgehangen wurde, damit auch andere Kinder und Eltern am Thema Teilnehmen konnten. Nachdem wir uns näher mit den Tieren auf dem Bauernhof beschäftigt haben, kam die Frage von den Kindern, was die einzelnen Tiere alles fressen. Sie stellten die Vermutung auf, dass die Kuh Milch frisst. Auch dem sind wir nachgegangen und haben wieder in Büchern recherchiert, was die Tiere fressen. Zwei Erzieherinnen haben auch das Tierfutter (Heu, Stroh, Heucobs, Körner, Hafer, Katzen- und Hundefutter, ...) mitgebracht, damit die Kinder das Fressen der Tiere ganzheitlich erleben und es auch spüren, ertasten und daran riechen konnten. Wir stellten fest, dass Hunde- und Katzenfutter nicht sonderlich gut riecht und Hühner auch Würmer (darunter auch Mehlwürmer, die wir angeschaut haben) fressen. Manche Kinder trauten sich auch, die Mehlwürmer anzufassen. Äpfel, Karotten, Insekten, Nudeln (für Hühner), Hundeknochen, .... wurden als Fotos ausgedruckt und dem jeweiligen Tier zugeordnet. Das Futter der Tiere klebten wir dann auch noch mit auf unser Plakat. Während dem Freispiel standen oft Kinder vor dem Plakat und haben es angeschaut. Die Projektkinder haben den anderen Kindern dann erklärt, welches Tier was frisst.

Außerdem haben wir alle gemeinsam einen großen Bauernhof gebaut. Jedes Tier bekam seinen eigenen Stall und manche Tiere durften sogar zusammen im Stall wohnen. Es wurden Ausläufe und Koppeln dazu gebaut und unser Bauernhof wurde größer und größer. Zusätzlich zu unserem großen Bauernhof, den wir aufgebaut haben, haben wir im Entdeckerraum einen Projekttisch zum Thema Bauernhof gestaltet. Auf diesem konnten alle Kinder (nicht nur die Projektkinder) sich mit dem Thema Bauernhof beschäftigen. Sie konnten dort selbst einen Bauernhof aufbauen oder Bücher zum Thema anschauen und sich mit dem Thema auseinandersetzen.

Wir haben auch heraus gefunden, dass die Tiere auf dem Bauernhof oft einen Nutzen haben (die Kuh gibt Milch, woraus wir auch Joghurt oder Käse herstellen können, Hühner legen Eier, von Schafen erhalten wir Wolle für unsere Kleidung, aus Schweinen können Würstchen und Fleisch hergestellt werden, der Hofhund bewacht den Bauernhof und die Katze jagt die Mäuse auf dem Hof). In die Nutzung der Tiere und des Bauernhofs möchten wir noch weiter einsteigen und selber Käse und Butter herstellen, aus Getreide Mehl mahlen, selber Brot backen, Popcorn aus Mais machen und Schafwolle genauer untersuchen und damit filzen.

Über Ostern haben wir das Bauernhofthema auch genutzt, um die Fruchtbarkeit und neues Leben anhand von Eiern zu besprechen. Wir haben verschiedene Eier angeschaut (Straußenei, Wachtelei, Hühnerei, Vogelei, ...) und in Farbe, Größe und Form miteinander verglichen. Wir stellten fest, dass es viele verschiedene Tiere gibt, die Eier legen (sogar Schildkröten, Krokodile und Haie). Für Palmsonntag durfte jedes Kind, das Lust hatte, einen Palmzweig basteln und sein ausgeblasenes Hühnerei bunt bemalen. Im Eingangsbereich der Kita haben wir einen Tisch dekoriert, der das Thema der Kinder im ganzen Haus (Bauernhof, Schmetterling bei den kleinen Weltendecker- und Frühblüher bei den großen Detektiv-Kindern) und das Osterfest darstellte. Passend zu unserem Eierthema hat eine Amsel bei uns im Garten während den Ferien ihr Nest aufgebaut und dort vier Eier hineingelegt. Die Kinder haben das Nest nach den Ferien selbst entdeckt und jeden Tag danach gesehen. Leider sind die Küken nicht geschlüpft bzw. während oder kurz nach dem Schlupf gestorben.

Nach den Osterfeiertagen war es dann soweit und unser Ausflug auf die Jugendfarm stand an, denn wir haben mittlerweile schon so viel über die Bauernhoftiere gelernt, dass wir sie nun auch in echt einmal sehen und erleben wollten und die Kinder wollten unbedingt echte Bauernhoftiere sehen. Die mittleren Forscherkinder wurden von den Detektiven begleitet, die inzwischen auch schon neugierig auf das Thema Bauernhoftiere waren. Mit der Straßenbahn fuhren wir also einmal durch Ulm bis zur Jugendfarm. Dort konnten wir die Tiere nicht nur beobachten, streicheln und riechen (vor Allem die Schweine!), sondern wir durften sogar beim Füttern helfen! Ein rundum gelungener Tag und ein absolutes Highlight für die Kinder, von dem sie auch jetzt noch gerne berichten.

Leider kam dann schon der Lockdown und wir konnten das Thema nicht weiter vertiefen. Seit dem 31.05.2021 haben wir aber wieder auf und greifen das Thema aktuell wieder auf, da die Kinder nach wie vor großes Interesse zeigen. Wir haben vor (wie oben schon kurz beschrieben) auf die Nutzung des Bauernhofs und der Tiere weiter einzugehen, das Thema "Vom Tier zur Wurst" zu bearbeiten, da einige Kinder schon gefragt haben, wie aus einem Schwein eine Wurst wird und, wenn Corona es zulässt, würden wir auch gerne einen Milchbetrieb besuchen und erkunden, wie die Milch zu uns nach Hause kommt. Natürlich singen wir auch einige Bauernhoflieder (z.B. der Hühnerhof von Frederik Vahle), begleiten diese mit Instrumenten, weil sich die Kinder gewünscht haben, Musik zu machen und lernen Fingerspiele (z.B. "Alle meine Fingerlein, wollen heute Tierlein sein). Außerdem schauen wir uns die Tierkinder an (Lamm, Kitte, Welpe, Fohlen, ...) und besprechen die Namen der Tierkinder, da diese eigene Namen haben und nicht nur Kuhbaby, Hundebaby, Schafbaby, ... heißen, wie die Kinder zu ihnen sagen und denken. Auf einem Bauernhof gibt es aber nicht nur Tiere sondern auch große Landmaschinen. Was diese alles tun schauen wir uns ebenso noch genauer an. Die Kinder fragten außerdem, was ein Bauer macht. Auch dieser Frage werden wir noch nachgehen. Ebenso ist ein Spielzeugtag zum Thema Bauernhof geplant, um alle Kinder in das Projekt mit einzuschließen und das Projekt in das gesamte Haus zu öffnen.

Das Projekt dokumentierten wir neben Plakaten, die im Haus aushängen und den Portfolioeinträgen der Kinder auch mit einem langen Artikel in unserem "Kita-Blättchen", das monatlich an die Eltern verschickt wird. So können nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern am Projekt teilhaben. Das Projekt geht für uns auch zuhause weiter, wenn die Kinder mit ihren Eltern darüber sprechen, erlebtes und gelerntes wiederholen und dadurch festigen und sogar eigene Dinge (z.B. ein Bauernhofbuch oder -heft) zum Thema mitbringen.

Bei uns dürfen die Kinder mitentscheiden bei:

  • Anschaffung von Spielmitteln
  • Auswahl von Projektthemen
  • Motto des Sommerfestes
  • Während den täglichen Murmelgruppen: Was machen wir heute? Erzählen wir heute vom Wochenende, besprechen wir das Wetter, singen wir etwas, machen wir Spiele oder beschäftigen wir uns mit einem Thema?
  • Im Alltag: Was spiele ich? Wo spiele ich? Mit wem spiele ich? Wie lange spiele iche? ...
  • Gehen wir auf den Spielplatz oder bleiben wir im Garten?
  • Möchte ich alles vom Mittagessen probieren oder esse ich lieber nur etwas bestimmtes?
  • Möchte ich heute frühstücken oder habe ich keinen Hunger und esse erst Mittags etwas?
  • Zu welcher Erzieherin gehe ich mit meinem Anliegen? Die Kinder können zu allen Erzieherinnen kommen und suchen sich daher ihre Ansprechperson selbst aus. Wir haben keine festen Bezugserzieher, die nur für "ihre" Kinder da sind, sondern alle Mitarbeiter sind für alle Kinder da (außer bei Entwicklungsgesprächen - hier hat die Kollegin, die das Kind aufgenommen und eingewöhnt hat, die Zuständigkeit)
  • Welches Thema haben wir an Fasching?
  • Wie sollen die Laternen an St. Martin aussehen?
  • Aktivitäten im Alltag werden auch von den Kindern mitentschieden und mitgetragen (wird im Bewegungsraum etwas aufgebaut (wenn ja was) oder beschäftigen wir uns heute mit Bällen, Seilen, Kartons, Großbausteinen, ...) - möchte das Kind heute schlafen oder nur ruhen?
  • Welchen Geburtstagskuchen möchte das Geburtstagskind backen? (Auswahl aus 3 verschiedenen Kuchen >> zu Coronazeiten leider aufgrund der Lebensmittelverarbeitung nicht möglich)
  • Was kochen wir an unserem Kochtag? (wenn er Corona bedingt statt finden darf)
  • Welchen Nachtisch gibt es an unserem Nachtischtag? (wenn er Corona bedingt statt finden darf)
  • Welche Lieder/Spiele werden gesungen/gespielt?

Durch unsere Pädagogik bestärken wir Kinder von Anfang an, eigene Entscheidungen zu treffen und für ihre Entscheidungen einzustehen. Kinder während der Eingewöhnungszeit können mit ihren Eingewöhnungserziehern in den Raum gehen, der ihrem Interesse am meisten entspricht und wo sie sich am wohlsten fühlen. Wenn Kinder lieber in anderen Räumen spielen, werden weniger oder gar nicht frequentierte Räume geschlossen, um andere zu öffnen. In Konfliktsituationen unter Kindern bestärken wir Kinder durch die "gewaltfreie Kommunikation" nach Marshall B. Rosenberg die Konflikte untereinander selbst zu lösen. Dadurch bekommen die Kinder ein Verantwortungsgefühl und stärken ihre Selbstwirksamkeit (ich kann den Konflikt selbst lösen). Außerdem wird dem "Petzen" vorgebeugt und es gibt weniger Streitereien unter den Kindern, da sie nicht aus Kleinigkeiten Elefanten machen. Gleiches gilt auch für Problemlösungen. Wir präsentieren den Kindern keine Lösungen für ihre Probleme, sondern unterstützen sie auf ihrem Weg hin zum Finden ihrer eigenen Lösung.

Ein Beispiel: Zwei Kinder bauen einen Turm. Der Turm wird immer höher und die Kinder müssen sich immer weiter strecken. Irgendwann kommen sie nicht mehr an die Spitze des Turms und können ihn nicht noch höher bauen. Sie kommen zur Erzieherin mit ihrem Problem.

Erzieherin: "Was könnten ihr denn tun, damit ihr den Turm höher bauen könnt?"

Kinder: "Wir geben dir die Steine und du legst sie oben drauf."

Erzieherin: "Aber das ist doch euer Turm. Möchtet nicht ihr ihn noch höher bauen? Ich glaube, das schafft ihr auch alleine."

Kinder: "Ja! Aber wie?"

Erzieherin: "Was gibt es denn noch für eine Möglichkeit, damit ihr den Turm höher bauen könnt?"

Kind 1: "Wir steigen auf einen Stuhl." Kind 2: "Das darf man nicht! Das ist gefährlich."

Erzieherin: "Das stimmt, es ist gefährlich auf einen Stuhl zu steigen, weil er umkippen könnte. Aber ihr seid ja zu zweit. Was könnte der andere von euch denn tun, damit es weniger gefährlich ist, auf den Stuhl zu steigen und er nicht kippt?"

Kind 1: "Den Stuhl festhalten."

So ist Kind 1 auf den Stuhl gestiegen, um den Turm noch höher zu bauen und Kind 2 hat den Stuhl festgehalten und Kind 1 die Steine gereicht. Beide waren am Schluss wahnsinnig stolz auf ihren sehr hohen Turm, den sie ganz alleine gebaut haben. Natürlich dokumentierten wir diesen Prozess mit Fotos und beide Kinder haben von dieser Situation eine Lerngeschichte in ihr Portfolio bekommen.

Bei Entscheidungen werden die Kinder miteinbezogen und dürfen mit abstimmen (z.B. durch Muggelsteine). Außerdem heißt bei uns "nein" nein. Kinder, die beim Mittagessen etwas bestimmtes nicht probieren möchten und "nein" sagen oder Kinder, die bei einer Aktivität nicht mitmachen möchten und "nein" sagen, werden natürlich versucht zu motivieren, wenn sie aber nach wie vor nicht möchten, akzeptieren wir ihr "nein" und belassen es dabei. Sie werden bei uns zu nichts gezwungen und wissen auch, dass ihr "nein" akzeptiert wird. Auch dadurch stärken wir die Selbstwirksamkeit der Kinder, da sie merken und lernen, dass sie als eigenständige Persönlichkeit anerkannt werden und ihre Meinung ernst genommen wird und uns wichtig ist.

Auch in der Kinderkonferenz haben die Kinder bei uns die Möglichkeit, mitzubestimmen und etwas zu bewegen. Die Kinder haben die Möglichkeit, "Briefe" in unseren Briefkasten zu werfen, der freitags in der Kinderkonferenz geleert und mit allen besprochen wird. Die Kinder malen oder schreiben (mit Hilfe einer Erzieherin) einen Brief mit ihrem Anliegen und werfen diesen in den Briefkasten ein. Einige Kinder haben in letzter Zeit Briefe gemalt und geschrieben, dass sie den Kindergarten ganz toll finden und jeden Tag gerne kommen, viele Freunde gefunden haben und alle Erzieherinnen gern haben. Andere Kinder haben einen Beschwerdebrief gemalt und geschrieben, in dem sie die anderen Kinder darum bitten, den Klodeckel nach der Benutzung wieder zu schließen, vorsichtiger mit Spielsachen umzugehen, da etwas kaputt gegangen ist oder sich mal wieder einen Spielzeugtag wünschen, den wir dann gleich in der darauffolgenden Woche einberufen haben. Während der Kinderkonferenz lernen die Kinder, sich gegenseitig zuzuhören, mutig zu sein, die eigene Meinung zu äußern und zu vertreten und auch die sozialen Kompetenzen z.B. beim Kompromiss finden werden gestärkt. Sie lernen, dass sie etwas bewegen können und gehört werden. Auch für uns Mitarbeiter ist die Kinderkonferenz ein Treffpunkt im Alltag, in dem alle (Leitung, Erzieher, FSJler, Azubis, Praktikanten, ...) zusammen kommen, sich sehen, gemeinsam mit allen Kindern in den Tag starten, Dinge ansprechen (auch von uns werden Dinge angesprochen, z.B. gemeinsam aufräumen, Ordnung in der Fahrzeuggarage im Garten), zusammen lachen und vor allem jedes Mal wieder merken, zu was Kinder fähig sind und was Kinder können, worüber sie sich Gedanken machen (Klodeckel schließen), was sie sich wünschen (Spielzeugtag) und was sie uns zurück geben ("Ich liebe den Kindergarten. Alle Erzieherinnen liebe ich auch und der Kindergaretn macht mir viel Spaß."), wenn wir sie lassen und ihnen den nötigen Rahmen dafür bieten.

A. (6,1 Jahre alt, weiblich): "Kinderkonferenz macht mir Spaß, weil wir singen und sagen dürfen, was wir wollen. Ich finde gut, dass wir Post machen und vorlesen dürfen. Dass man entscheiden darf, was man essen mag und was nicht. Dass man entscheiden darf, was ich spielen mag."

E.R. (3,8 Jahre alt, weiblich): "Dass ich sagen darf, in welchen Raum ich mag. Ich geh am liebsten in Pfauenraum (Rollenspielzimmer). Ich darf sagen, wer bei mir beim Essen sitzt."

J. (3,8 Jahre alt, männlich): "Ich mag am liebsten im Biberraum (Bauzimmer) spielen."

L. (3,8 Jahre alt, weiblich): "Ich kann sagen, wann ich in den Bewegungsraum gehen will."

E. A. (4,6 Jahre alt, weiblich): "Ich kann sagen, welche Erzieherin zu mir kommen soll, wenn ich mir weh getan hab."

J. (4,9 Jahre alt, männlich): "Eigentlich mag ich gar nichts bestimmen."