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Der erste Tag des Ulmer Fischerstechens 2022

Der Schneider von Ulm fällt nicht in die Donau

Der Schneider von Ulm und der Ulmer Spatz duellieren sich.

Der Schneider von Ulm (rechts) im Duell mit dem Ulmer Spatz

Der Sieg kam für ihn unerwartet: Der „Schneider von Ulm“, verkörpert von Felix Höret (28), hat den ersten Tagessieg des Ulmer Fischerstechens errungen. Bei einer glühenden Hitze von über 30 Grad wurde das Turnier am 24. Juli auf der Donau ausgetragen, nachdem Trommler, Fahnenschwinger, Musikantinnen, tanzende Weißfischer mit Fischermädchen und weitere historisch Kostümierte durch die Stadt gezogen waren.

Junge Frau mit befedertem Hut

Anna Fuchs, die erste weibliche Zillenfahrerin beim Fischerstechen.

Der „echte“ Schneider von Ulm fiel bei seinem tragischem Flugversuch in die Donau. Als eine zentrale Persönlichkeit der Ulmer Geschichte ist er eine der Figuren beim Fischerstechen. Bei dem traditionellen Wettkampf, der bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, steuern zwei Boote aufeinander zu. Gelenkt werden sie von den „heimlichen Helden“ des Fischerstechens. So nennt Susanne Grimmeiß, Vorsitzende des Ulmer Schiffervereins, die Zillenfahrer. Denn die Zillen nahezu schwankungsfrei zu rudern, ist eine Kunst für sich. Dieses Jahr war mit Anna Fuchs erstmalig eine Frau unter den Fahrern.

Knapp 12.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten das Schauspiel. Der Tradition gemäß stand auf jedem der Boote ein Stecher mit einem 2,80 Meter langen, gepolsterten Speer. Das Ziel: den Kontrahenten vom Boot zu stoßen. Doch keiner der Speere bugsierte den Schneider ins Wasser. Bei den herrschenden Temperaturen fast schon schade, wie er mit einem Augenzwinkern zugab.

 Zwei Stecher, die auf jeweils einem Boot gegeneinander antreten, versuchen, den anderen mit einem gepolsterten Speer ins Wasser zu stoßen.

Der Schneider (rechts), dieses Mal ohne Flügel, im Duell gegen den schwarz-weißen Narren.

In der ersten Runde setzte sich der Schneider gegen den Ulmer Spatzen durch. Beide Figuren haben durch ihre Kostüme gewisse Nachteile. Der eine trägt eine überdimensionierten Spatzenkopf, durch den er das Gleichgewicht nur schwer halten kann. Der andere ist durch die Flügel an seinem Frack in seinen Bewegungen eingeschränkt. Doch: „Heute ist ein ruhiger Tag gewesen, deshalb haben die Flügel mich nicht groß beeinflusst. An einem windigen Tag sind sie ein größeres Handicap“, sagte Felix Höret nach seinem Sieg.

In der Zwischenrunde blieben sowohl der Schneider als auch sein Kontrahent, der schwarz-weiße-Narr, im Boot stehen. Als der Narr dann in der nächsten Runde zusammen mit dem König von Bayern ungewollt baden ging, brachte das Duell zwischen dem Schneider und dem Kuhhirten die Entscheidung. Der Schneider trat jetzt ohne Flügel an – die muss er nämlich immer nur in der ersten Runde tragen. Der Kuhhirt fiel nach dem Stoß des Speeres vom Boot. Der Schneider blieb mit dem linken Fuß standhaft, das rechte Bein waagerecht in der Luft. Mit kurzen, ruckartigen Bewegungen versuchte er, die Balance wiederzufinden. Was ihm schließlich gelang.

„Bei den Proben kann man ausloten, wie weit man kommen könnte, gegen wen man gewinnen könnte. Ich habe mich da im Mittelfeld, vielleicht im vorderen Mittelfeld, gesehen. Aber gegen die Favoriten habe ich nicht so gut ausgesehen“, sagte Höret. Es war für ihn die zweite Turnierteilnahme nach dem Fischerstechen 2017.

Ein Stecher in Kleidung eines Schwimmlehrers, ein anderer, sehr junger, mit Schwimmflügeln

Der Schwimmtrainer gegen den Nicht-Schwimmer

Das „Überraschungspaar“, das dem Publikum im Gegensatz zu den anderen Figuren vor dem Turniertag nicht bekannt ist, verkörpert immer einen aktuellen Konflikt im öffentlichen Interesse. Dieses Jahr war für beide Turniertage jeweils ein solches Paar im Rahmen eines Wettbewerbs an weiterführenden Schulen bestimmt worden. Die Siebtklässler Patrick Hecht und Felix Braun des Albert-Einstein-Gymnasiums haben sich die Figuren für den ersten Turniertag ausgedacht. Mit ihrer Idee nahmen sie Bezug auf die Corona-Pandemie, während der viele Schwimmkurse nicht stattfinden durften. Und so fand das Duell zwischen der Figur eines Schwimmlehrers der DLRG und der Figur eines jungen Nicht-Schwimmers statt. Dabei hatte der Nicht-Schwimmer das Nachsehen und landete zweimal in der Donau, wobei ihm vielleicht wenigstens seine Schwimmflügel ein Trost waren.

Die Zeichnungen besten zehn Schülerarbeiten, die bei dem Wettbewerb vom Schifferverein und der Stadt Ulm ausgewählt worden sind, sind noch im Juli im Forum der Sparkasse in der Neuen Mitte ausgestellt.

Der Festumzug marschiert am Donauufer entlang.

von links: Peter Engelhardt vom Schifferverein, Oberbürgermeister Gunter Czisch, Susanne Grimmeiß vom Schifferverein

Bericht vom 2. Turniertag: Der zweite Tag des Ulmer Fischerstechens 2022

Allgemeine Infos zur Tradition: Fischerstechen

Logos von: SWU, Gold Ochsen, Volksbank Ulm-Biberach, Nething, Sparkasse Ulm

Unterstützt wurde das Fischerstechen 2022 von den SWU als Hauptsponsor sowie von Gold Ochsen und der Volksbank Ulm-Biberach eG, der Nething Generalplaner GmbH und der Sparkasse Ulm.