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Wohin mit den Altkleidern?

EBU informieren zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung

Altkleidercontainer

© EBU

Mit dem Schwerpunktthema „Nachhaltige Textilien“ widmet sich die europaweite Woche der Abfallvermeidung (19. bis 27. November 2022) einem heiklen Thema, das nicht gerade im Licht der Öffentlichkeit steht. Jährlich werden in Deutschland rund eine Million Tonnen Altkleider „gespendet“, deren Verwertung nicht immer nachvollziehbar ist. Allein 800 Tonnen Textilien (6 Kilogramm pro Einwohner*in) wandern derzeit jährlich in die rund 100 öffentlichen Textil-Container in der Stadt Ulm.

Im Schnitt hängen in deutschen Kleiderschränken rund 90 Kleidungsstücke. Viele davon werden kaum oder nie getragen. Die Mode wird zunehmend zum Wegwerfgut. Muss das sein und wie wollen wir zukünftig mit Textilien umgehen?

Traditionell wurden Altkleider-Sammlungen von karitativen Organisationen als Hilfe für Notleidende organisiert. Heute boomt der Second-Hand Markt für Gebrauchttextilien weltweit. Die Sammlung und Sortierung der Textilien wird fast ausschließlich über den Verkauf von Second-Hand Ware finanziert.

Viele Menschen haben einen emotionalen Bezug zu ihrer Kleidung und wollen mit ihrer Kleiderspende etwas Gutes tun. Daher ist auch die Spendenbereitschaft groß. Aber viele Sammler unterstützen keineswegs gemeinnützige Zwecke, auch wenn sie es vorgeben. Oft ist nicht erkennbar, wer hinter der Sammlung steht und wer davon profitiert. An vielen Stellen – auch in Ulm – werden Container beispielsweise ohne Genehmigung auf Flächen Dritter (beliebt sind z. B. Parkplätze von Supermärkten) und ohne konkrete Kontaktdaten aufgestellt.

Vorsicht ist vor allem bei Straßensammlungen mit Säcken oder Tonnen geboten. Auch wenn angeblich für bestimmte Hilfsprojekte gesammelt wird, stecken oft unangemeldete gewerbliche Sammler dahinter. Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen.

Öffentlich legitimiert sind in Ulm die Container der Firma Striebel an den EBU-Standorten sowie die mit „faircollect“ gekennzeichneten Container auf Flächen der SWU.

Standorte der EBU: Standorte

Sammelstellen, die dem Verband „FairWertung“ angehören und sich zur Einhaltung definierter Standards verpflichtet haben: altkleiderspenden.de

Da der Verkauf von Second-Hand Textilien die Altkleidersammlungen finanziert, ist niemand an verschlissenen oder defekten Kleidungsstücken interessiert, die den Sammlern das Leben schwer machen und ohnehin mit dem Restmüll entsorgt werden. Am besten ist es, wenn Kleiderspenden in gutem Zustand und in Säcke verpackt eingeworfen werden.

Das darf in den Altkleider-Container
Alle Arten von Textilien sowie Mützen, Hüte, Taschen, Schals, Decken und Schuhe. Insbesondere sind auch Bettwäsche und -federn gefragt. Alles sollte möglichst unbeschädigt und in einigermaßen sauberem Zustand sein. Brauchbare Schuhe bitte nur paarweise zusammengebunden einwerfen.

Das bitte nicht in den Container werfen
Nasse, verschmutzte und zerrissene Kleidungsstücke, Schlittschuhe und Skistiefel, Polster, Sofakissen und Teppichreste. All das bitte in die Restmülltonne werfen.

„Ich möchte mit meinen aussortierten Altkleidern Bedürftige unterstützen“ sagen 77 % aller Deutschen laut einer EHI-Kundenbefragung im Jahr 2020. Doch kommen unsere Kleiderspenden tatsächlich bei den sozial Schwächeren unserer Gesellschaft an?

Tatsächlich werden nur etwa 10 % der gesammelten Altkleider an Bedürftige weitergegeben oder in Secondhand-Shops weiterverkauft. Etwa 40 % der Alttextilien werden exportiert, vor allem nach Osteuropa oder Afrika. Aber auch dort werden gut erhaltene Kleidungsstücke benötigt. Die in Afrika genannten „Mitumba“ (Kisuaheli für „Kleiderballen“) sind eine wichtige Ware für die örtlichen Händler auf den Kleidermärkten.

Allerdings wird der Fast-Fashion-Trend Europas auch in Afrika zum Problem: Billige, minderwertige Kleidungsstücke lassen sich auch dort nicht mehr verkaufen und landen als Abfall in Flüssen oder auf Müllkippen. Deshalb ist es wichtig, seine Alttextilien nur an seriöse Altkleidersammler abzugeben, die die Sammelware hier in Deutschland vorsortieren und nur gute Ware in den Export geben.

Und was passiert mit den restlichen 50 % aus den Sammelcontainern? Daraus werden überwiegend Sekundär-Rohstoffe für die Industrie gewonnen. Recyclingfähige Alttextilien werden zu neuen Werkstoffen für die Putzlappen-, Reißspinnstoff- oder Papierindustrie oder zu Dämmmaterial für die Fahrzeugindustrie verarbeitet. Aber rund 10 % der in den Altkleidercontainern gesammelten Sachen sind von so schlechter Qualität, dass sie nur noch als Abfall in Müllheizkraftwerke abgegeben werden können.

Fast Fashion ist das Fast Food der Bekleidungsindustrie: Kleidung, die billig produziert und verkauft wird, auf den ersten Blick gut aussieht, aber meist nur kurz glücklich macht. Der Produktionszyklus bei Fast Fashion vom Design bis zum fertigen Artikel dauert im Durchschnitt nur zwei bis vier Wochen, bei traditioneller Einzelhandelsmode dagegen circa sechs Monate. Die immer wieder neuen Trends und Discountpreise der Fast Fashion verführen vor allem auch jüngere Verbraucher*innen, häufiger und mehr neue Kleidung zu kaufen.

Die Textilproduktion ist unter anderem für bis zu 35 Prozent des in die Umwelt freigesetzten Mikroplastiks, den Ausstoß von etwa 1.500 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten und 92 Millionen Tonnen Müll jährlich verantwortlich.

Wer nachhaltig mit Kleidung umgehen will, sollte Impulskäufe vermeiden und beim Kauf auf gute langlebige Qualität achten. Nachhaltige Mode kann man an anerkannten Siegeln wie dem GOTS-, IVN- Best- und dem Made in Green-Siegel erkennen. Der Kauf von Secondhandmode, Kleidung möglichst lange zu tragen und möglichst weiterzugeben, schont Ressourcen und Umwelt.