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Abstimmung per Zigarettenkippe: „Kippster 2.0“

An einem Laternenmast ist ein „Kippster“ angebracht. Die Frage darauf lautet: Ist Ulm eine saubere Stadt?

© EBU

Bei diesem „Kippster“ lautet die aktuelle Frage: Einweg (linke Glasröhre) oder Mehrweg (rechte Glasröhre)?

An verschiedenen Stellen in Ulm haben die Entsorgungs-Betriebe (EBU) Mitte Juli 2023 sogenannte „Kippster“ aufgehängt. Das sind Aschenbecher mit zwei Glasröhren, in welche Kippen zur Abstimmung eingeworfen werden. Die eine Röhre steht für „ja“, die andere für „nein“. Die entsprechende Frage ist darüber in einem kleinen Schaukasten angebracht. Die EBU wollen damit auf unterhaltsame Weise auf das Problem der achtlos weggeschnippten Zigarettenkippen aufmerksam machen und dazu animieren, Kippen nicht mehr auf den Boden zu werfen.

Die im Zuge der EBU-Kampagne www.ulmbleibtsauber.de bei einer Spezialfirma im schwäbischen Eberdingen beschafften, orangefarbenen Kippster-Behälter schmücken beliebte Raucher-Spots der Innenstadt und der Donauwiese. So wird z. B. vor der Filiale einer großen Fastfood-Kette in den Sedelhöfen nach „Einweg oder Mehrweg“ gefragt, auf der Donauwiese wollen die EBU wissen, ob Mülltrennung überhaupt Sinn macht und in der Fußgängerzone, ob die Stadtreinigung einen guten Job macht.

Während in Heilbronn, Stuttgart oder Heidenheim, wo das Kippster-System bereits seit einiger Zeit erfolgreich im Einsatz ist, eher unverfänglich gefragt wird, ob man Spätzle oder Pommes bevorzugt oder den Urlaub lieber in den Bergen oder am Meer verbringt, erhofft man sich in Ulm durch die Umfragen auch einen gewissen Erkenntnisgewinn. „Unser Team war sich einig, dass die Fragen auf jeden Fall einen Bezug zum Thema 'Abfall und Stadtsauberkeit in Ulm' haben sollen“, sagt dazu EBU-Abfallberater Thomas Dombeck. „Wir möchten z.B. wissen, ob rauchende Ulmerinnen und Ulmer unsere Stadt eher als sauber oder schmutzig empfinden und wie die generelle Einstellung gegenüber der Mülltrennung ist.“

Ob diese Idee zündet, werden die folgenden Wochen und Monate zeigen. Ein mehrfaches Auswechseln der Fragen und die Veröffentlichung der Ergebnisse über die sozialen Medien ist geplant.

Über 100 Milliarden Zigarettenkippen werden nach Erkenntnissen der WHO in Deutschland jährlich einfach weggeschnippt, weltweit sind es rund 4.500.000.000.000 (4,5 Billionen). Das ist nicht nur ein gigantisches Müllproblem, auch die Vergiftung der Umwelt ist erheblich. Bis zu 7.000 Chemikalien stecken in den Kippen, viele davon giftig und/ oder krebserregend. Neben Schwermetallen sind Arsen, Benzol, Formaldehyd und natürlich das Nervengift Nikotin enthalten. Durch die vom Regen ausgewaschenen Gifte kann eine Kippe bis zu 60 Liter Trinkwasser verseuchen. Auch Kinder sind gefährdet. Nach Medikamenten sind herumliegende Zigarettenkippen die zweithäufigste Vergiftungsursache im Kleinkindalter. Schon eine einzige Kippe kann für Kinder tödlich sein.

Abgesehen von den gravierenden Umweltauswirkungen verursacht das tägliche Einsammeln weggeworfener Zigarettenkippen bei der Stadt jährlich sechsstellige Kosten.