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Meşale Tolu zu Besuch im Ulmer Rathaus

"Habe Solidarität aus Ulm und Neu-Ulm im Gefängnis gespürt"

Meşale Tolu, Gunter Czisch, Rosl Schäufele

Von links: Meşale Tolu im Gespräch mit Gunter Czisch und Rosl Schäufele

Die Journalistin und Übersetzerin Meşale Tolu war am 29. August 2018 zu Besuch bei Oberbürgermeister Gunter Czisch im Rathaus. Sie sprach dort mit ihm und mit Rosl Schäufele, Bürgermeisterin der Stadt Neu-Ulm, über die Lage in der Türkei und ihre persönliche Situation.

Tolu berichtete, dass sie in den zurückliegenden Monaten sehr viel Unterstützung aus Deutschland erfahren habe. Viele Menschen hätten ihr Briefe während ihrer Haft geschrieben. Auch die Unterstützung aus Ulm und Neu-Ulm sei wichtig gewesen, wie sie Czisch und Schäufele sagte: "Ich habe mich sehr gefreut, als ich im Gefängnis Ihre Solidarität gespürt habe."

Der Ulmer Gemeinderat und der Neu-Ulmer Stadtrat haben im Juni vergangenen Jahres eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, in der sie ein faires, rechtsstaatliches Verfahren für Tolu fordern. Oberbürgermeister Gunter Czisch ist der Überzeugung: "Ein solches Gerichtsverfahren kann nur mit einem Freispruch enden.

Meşale Tolu wurde in Ulm geboren und wohnt in Neu-Ulm. Sie ist deutsche Staatsbürgerin. Sie hat für die türkische, regierungskritische Nachrichtenagentur "Etha" als Übersetzerin gearbeitet. Am 30. April 2017 wurde sie in Istanbul festgenommen. Nach ihrer Festnahme saß die junge Frau rund sieben Monate im Gefängnis in Untersuchungshaft, war dabei mehrere Wochen lang von ihrem damals zweijährigen Sohn getrennt.

Tolu werden "Propaganda für eine terroristische Organisation" und "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" vorgeworfen. Sie streitet diese Vorwürfe ab. Ihr drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Im Dezember vergangenen Jahres wurde Tolu aus der Untersuchungshaft entlassen, durfte die Türkei jedoch nicht verlassen. Am 20. August wurde diese Ausreisesperre aufgehoben. Wenige Tage später traf Tolu mit ihrem Sohn in Deutschland ein, um in Neu-Ulm zu ihrer Familie zu gehen.

Der Prozess in der Türkei wird in ihrer Abwesenheit fortgeführt. Den nächsten Verhandlungstermin, der für Mitte Oktober angesetzt ist, will sie - so hat sie angekündigt - dort wahrnehmen.

Auch gegen Tolus Ehemann, Suat Corlu, läuft in der Türkei ein Verfahren. Er saß ebenfalls mehrere Monate in Untersuchungshaft, ist türkischer Staatsbürger, und darf bis dato die Türkei nicht verlassen.