Wie geht's mit Smart City weiter?

Wie lassen sich digitale Lösungen aus den Modellprojekten Smart Cities (MPSC) nachhaltig weiterführen und auf andere Kommunen übertragen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des 6. Kongresses der Modellprojekte Smart Cities, der im Mai 2025 rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen in ganz Deutschland im Munich Urban Colab zusammenbrachte. Das Mission Smart City Team der Stadt Ulm (unser Bild) war mittendrin statt nur dabei und nahm einige wertvolle Impulse mit zurück von der Isar an die Donau.
Der Innovationsort in der bayerischen Landeshauptstadt bot den idealen Rahmen für das halbjährliche Vernetzungstreffen der geförderten Kommunen und weiterer smarter Städte und Regionen: Auf 11.000 Quadratmetern arbeiten hier Verwaltung, Start-ups, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam an Lösungen für die Stadt von morgen – ein Beispiel für das, was viele Kommunen im Rahmen des Förderprogramms auf den Weg gebracht haben.
Wie können digitale Lösungen aus den MPSC erfolgreich skaliert und in die Breite getragen werden? Mit dieser Frage befasste sich auch die Podiumsdiskussion und es wurde deutlich: Digitalisierung ist kein „Nice-to-Have“, sondern die zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche, moderne Stadtentwicklung und öffentliche Daseinsvorsorge.
Starke Statements lieferten in diesem Zusammenhang die Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Politik und Praxis. Laura Sophie Dornheim, Chief Digital Officer der Landeshauptstadt München, betonte die notwendige Verbindung von Vision und Umsetzbarkeit: Stadtentwicklung und IT seien kein Dualismus, sondern müssten einen harmonischen Zweiklang bilden. Susanne Klöpping vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales stellte mit Blick auf digitale Zwillinge klar: „Ohne Führung und den Mut, Dinge einfach zu machen, passiert nichts.“ Auch Rene Lindner vom Deutschen Städtetag hob die Bedeutung von Austausch und übertragbaren Lösungen hervor, allein um das Rad nicht überall neu zu erfinden.
Das zentrale Fazit der Diskussion lautete dann auch: Digitalisierung darf nicht als nachgelagerter Aspekt betrachtet werden. Vielmehr ist sie Grundvoraussetzung, damit Städte heute und in Zukunft handlungsfähig bleiben. Oder wie es Susanne Klöpping plakativ und prägnant auf den Punkt brachte: „Smart City ist digitale Notwehr.“

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Technische Tücken und zwischenmenschliche Stolpersteine
Die „Fuck-up-Night“ am ersten Abend bot Raum für ehrliche Einblicke in gescheiterte oder schwierige Vorhaben – und zeigte, wie wichtig der offene Erfahrungsaustausch für eine lernende Smart City ist. Die Einblicke reichten von nicht-wasserdichten Grundwassersensoren über eine durch das Zuständigkeits-Wirrwar beim Datenschutz ausgebremste Buchungsplattform bis hin zu digitalen Stelen, die anstelle auf dem Marktplatz im Freibad aufgestellt wurden. Die Erkenntnis: Gerade da, wo etwas schiefläuft, liegt enormes Lernpotenzial – wenn man bereit ist, offen darüber zu sprechen.
Blick von Außen
Ein Blick von außen kam am zweiten Tag aus Österreich: Johannes Lutter von Urban Innovation Vienna (UIV), der Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien, stellte vor, wie UIV als „Brückenbauerin zwischen Technologie und Anwendung“ Veränderungsprozesse für Infrastruktur, Politik und Gesellschaft vorantreibt. So führte etwa eine Stadtklimaanalyse zur Einrichtung sogenannter „cooler Zonen“ gegen Hitzebelastung. Daneben erleichtern digitale Bauanträge Verwaltungsprozesse und der Vienna Geospace Hub nutzt Satellitenbilder zur Früherkennung baulicher Veränderungen im historischen Zentrum. Ein Gewinn für die Stadt in vielerlei Hinsicht.
Gemeinsames Lernen und Implementieren in Werkstätten
Zehn parallel stattfindende Werkstätten boten praxisnahes Arbeiten zu Schlüsselthemen – von Lösungen für digitale Stadtzwillinge mit kleinem Budget über Gesundheitsplattformen bis hin zu Kommunikationsstrategien und zur Wirkungsmessung. Ein gemeinsamer Abschluss und optionale Stadterkundungen rundeten den Kongress ab.

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Elisabeth Merk, Stadtbaurätin der Landeshauptstadt München, zeigte, wie der 2024 verabschiedete Münchner Stadtentwicklungsplan (STEP) mit Hilfe digitaler Bürgerbeteiligung und digitalen Zwillingen entwickelt wurde: „Smart City ist ein Kooperations- und Schnittstellenthema – das ist der eigentliche Mehrwert.“
Renate Mitterhuber, Leiterin des Referats Smarte Städte und Regionen im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), betonte die Bedeutung dieser Ansätze über die Projektlaufzeit hinaus: „Wenn es gelingt, zwei Drittel der entwickelten Lösungen weiter zu betreiben, wäre das ein Riesenerfolg für ein experimentell angelegtes Förderprogramm.“ Ihr Appell: „Richten Sie Ihren Blick auf die Zeit danach.“
Michael Huch, Leiter der Koordinierungs- und Transferstelle Modellprojekte Smart Cities (KTS) im DLR Projektträger, zog unter anderem ein erstes Stimmungsbild aus den begleitenden Soundingboards der KTS mit Kommunen und der IT-Wirtschaft. Das Open-Source-Gebot des Förderprogramms, so Huch, sei zwar herausfordernd, aber auch ein wichtiger Schlüssel zur digitalen Souveränität von Kommunen. Sein Fazit: „Smart City muss zur Pflichtaufgabe werden – in gemeinsamer Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen.“