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Münsterplatz

Münsterplatz

1869; erst 1894 wurde die Bezeichnung „Münsterplatz“ auf das Gebiet rund um das Münster ausgedehnt, wobei das Adressbuch 1894 den Bereich aufteilt in den eigentlichen „Münsterplatz“, bestehend aus dem Münster und zwei dazu gehörenden Gebäuden der Bauhütte, sowie den westlichen, nördlichen, östlichen und den südlichen Münsterplatz. Zuvor hatten die einzelnen Teile zahlreiche verschiedene und im Lauf der Zeit wechselnde Bezeichnungen.

Der westliche Münsterplatz zählte in den steueramtlichen Bezeichnungen seit 1427 zum Abschnitt „Läute auf“ (Lautenberg). Der mündete in den westlichen Platzbereich, der eine Gasse bildete zwischen den Gebäuden des westlichen Platzrandes und dem Barfüßerkloster. Das stand an der Stelle des heutigen Stadthauses, war aber wesentlich umfangreicher. Diese gassenartige Passage westlich des Klosters hieß schon 1755 und bis 1869 „Auf der Dolle“, weil darunter ein verdohlter Abwassergraben (Dolle) verlief. Von 1869 bis 1894 wurde sie in „Holzmarktgasse“ umbenannt, weil sich dort der Holzmarkt befunden hatte. Der nordwestliche Münsterplatz, auf dem „Fädelesplan“ aus der Zeit um 1600 zur „Liebseelengaß“ gerechnet (Platzgasse), wurde schließlich „Platz“ und von 1805 an „Auf dem Münsterplatz“ genannt.

Der nördliche Münsterplatz hatte in den Steuerbüchern der Reichsstadtzeit seit 1427 zu den Abschnitten „Gen der Hafengass“, „Hafen Gass ein“ und „Wiederum Vetters Gass“ gezählt, die im Adressbuch 1812 zur  „Hafengasse“, später „oberen Hafengasse“, vereint, 1894 aber zum „nördlichen Münsterplatz“ umadressiert wurden. Der östliche Münsterplatz zählte zuvor zur  Kramgasse und in den Steuerbüchern der Reichsstadtzeit teilweise zu den Abschnitten „Süßloch ein“ und „wiederum Süßloch“ (Paradiesgasse). Auch das Schuhhausplätzle ist offiziell ein Teil des östlichen Münsterplatzes.

Die Häuser am südlichen Münsterplatz gehörten in den Steuerbüchern der Reichsstadtzeit schon 1427 zum Abschnitt „Motzengäßle“, der im Stadtplan von 1828 auf die  Stubengasse reduziert ist, aber einen größeren Bereich umfasste. Der hieß von 1805 an „Auf dem oberen Kirchhof“, später bis 1869 „Auf dem Münsterkirchhof“. Davon wurde 1812 der Bereich „Bei der Oberen Stube“ abgeteilt, der 1869 teils der Stubengasse, teils der „Münsterstraße“ zugeordnet wurde.

Der Bereich, wo der Münsterplatz heute in die Neue Straße übergeht, wurde einst als „oberer Münsterplatz“ bezeichnet. Dort fand der „Schäfflenmarkt“ statt (Schäffle = kleines Schaff, aus Dauben gefertigtes Holzgefäß). Der gassenartige Bereich westlich davon hieß „Beim Kirchle“, da er an die Barfüßerkirche grenzte. Die Einmündung der Hirschstraße war bezeichnet als „Bei alter Mehlwaag“.

Auf dem Stadtplan von 1808 ist der Schäfflenmarkt als „Holzmarkt“ ausgewiesen. Davon gab es jedoch zwei.221 Der andere, der meistens gemeint ist, wenn von „Holzmarkt“ die Rede ist, lag am Eingang der Hirschstraße. Dieser Bereich wurde auch als „unterer Münsterplatz“ bezeichnet. Im Übrigen wurde noch unterschieden zwischen dem oberen und unteren Kirchhof. Der ummauerte Kirchhof, der sich südlich, westlich und nördlich ums Münster zog, diente bis 1526 als Friedhof. Der obere befand sich südlich, der untere dürfte der Teil nördlich des Münsters gewesen sein.

Die Texte der Straßennamen sind dem Buch "Ulms Straßennamen - Geschichte und Erklärungen" entnommen.

Forschung zur Geschichte der Stadt Ulm

Reihe Dokumentationen, Band 15

Herausgegeben vom Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv Ulm

Schriftleitung: Prof. Dr. Wolf-Henning Petershagen

Kommissionsverlag W. Kohlhammer, Stuttgart

ISBN: 978-3-17-032466-4