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Ehemaliger Friedhof des Riedhofs neu gestaltet

Eine lebensgroße Madonna aus Stein.

Die Stadt Ulm hat das Gelände des ehemaligen Friedhofs am „Oberen Riedhof“ in Grimmelfingen neu gestaltet. Dieser Ort ist ein besonderes Zeugnis Ulmer Geschichte. Grimmelfinger Bürgerinnen und Bürger sowie der Bürgerverein Grimmelfingen hatten sich dafür eingesetzt, dass er wieder hergerichtet wird und man an seine Historie erinnert. Am 17. Mai 2023 übergab Baubürgermeister Tim von Winning den Ort des Gedenkens und Erinnerns der Öffentlichkeit.

Tim von Winning hält eine Ansprache vor einer Gruppe mit rund 30 Personen.

Bürgermeister Tim von Winning (mit Mikrofon) feierte mit den Gästen und engagierten Bürger*innen die Eröffnung des umgestalteten Orts.

Der Obere Riedhof war ursprünglich ein Hofgut. 1893 wurde er vom württembergischen Landesarmenverband erworben und als Armenbeschäftigungs- und Bewahranstalt eingerichtet. Hier lebten und arbeiteten Wohnsitzlose, Hilfsbedürftige und Arme sowie geistig und körperlich behinderte Menschen.

Die ab 1924 dem Landesfürsorgeverband und später dem Landeswohlfahrtsverband unterstehende Anstalt arbeitete eng mit der evangelischen Inneren Mission zusammen, die aus dem Brüderhaus Karlshöhe in Ludwigsburg Diakone und Pfleger zum Riedhof entsandte.

Im Dritten Reich wurden Bewohner des Riedhofs zwangssterilisiert, mindestens 58 der dort untergebrachten Menschen wurden in Grafeneck im Rahmen des Euthanasieprogrammes ermordet - nahezu die Hälfte der dort lebenden „geistesschwachen“ Bewohnerinnen und Bewohner.

1974 wurde der Obere Riedhof aufgelöst und musste den dortigen Gewerbeansiedlungen weichen. Er liegt heute auf dem Gelände der Firma Teva, wo eine Stele an ihn erinnert.

Eine Allee mit Bäumen und kleinen Büschen.

Der Friedhof des Oberen Riedhofes wurde bis in die Nachkriegszeit  für Bestattungen genutzt. Es dürften dort weit über 1.000 Bewohnerinnen und Bewohner des Riedhofes beigesetzt sein. Inzwischen ist der Friedhof zu einer Grünfläche mit Wald umgewidmet worden.

Erklärtafeln erläutern die Geschichte des Oberen Riedhofs.

Die Abteilung Grünflächen der Stadt Ulm hat die Maßnahmen geplant und koordiniert. Bereits im Oktober 2022 wurde der Großteil von ihnen ausgeführt. Die Baukosten belaufen sich auf rund 50.000 Euro.

  • Der zentrale Bereich rings um die Madonna ist freigeschnitten, neu gestaltet worden und mit Wegen versehen worden.
  • Die Madonnenfigur wurde restauriert, ProUlma.e.V. hat die neue Farbfassung finanziert.
  • Die große Allee ist freigestellt und geschnitten.
  • Das Zufahrtstor zur Straße wurde gerichtet.
  • Von den Schrebergärten aus gibt es einen neuen Zugangsweg.
Zusätzlich sind zwei neue, von Tafeln aufgestellt worden. Eine erinnert an die Geschichte der ehemaligen „Armenbeschäftigungs- und Bewahranstalt“ selbst, die andere informiert über den Friedhof.

Eine Aufarbeitung der Geschichte des Oberen Riedhofes und seines Friedhofes ist durch den Bürgervereins Grimmelfingen e.V. in Auftrag gegeben worden.