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Interview mit Anton Grüner, Schülersprecher

Schubart-Gymnasium

In unserer Serie "Erzähl doch mal..." berichten Ulmerinnen und Ulmer von ihren Erlebnissen und Erfahrungen während der Corona-Pandemie. Für Folge 5 haben wir Anton Grüner (16 Jahre) getroffen, der Schülersprecher am Schubart­-Gymnasium ist. Er erzählt uns, wie er die Pandemie als Schüler erlebt und wahrnimmt.

Wie empfindest du die Corona-Pandemie?
"Für uns Schüler hat sich sehr viel verändert. Im ersten Lockdown wussten wir alle nicht, wie der Unterricht ab sofort stattfinden soll, geschweige denn die Klassenarbeiten. Niemand war auf eine solche Situation eingestellt beziehungsweise hat so eine bisher erlebt. Das war für Schüler und Lehrer eine riesige Herausforderung. Zunächst war bei allen eine große Unsicherheit, wie es denn nun weitergeht. Es dauerte etwas, bis jeder wusste, wie der Unterricht nun online funktioniert. Die Lehrer waren besorgt, ob die Schüler auch mit allem zurechtkommen. Das ist später besser geworden, bis hier Alltag eingekehrt ist. Die Plattform wurde ins Leben gerufen, teilweise gab es technische Hürden, zum Beispiel war dann auch der Server überlastet. Wichtig war, dass wir das lösen konnten und klar miteinander kommuniziert haben."

Hand aufs Herz: Als es hieß, man darf nicht mehr in die Schule: Hast du dich da nicht insgeheim gefreut?
"Zu Beginn habe ich mich gefreut, keine Klassenarbeit zu schreiben. Aber dann habe ich relativ schnell meine Freunde und meinen gewohnten Alltag vermisst. Denn so, wie die Situation war - das ist wirklich nicht das Wahre, was mir wirklich Spaß macht! Meine Freunde und ich haben dann Alternativen gefunden und uns online getroffen. So konnten wir miteinander Videospiele spielen und haben uns trotzdem an die Regeln gehalten. Was ich dann wirklich traurig fand: Ich konnte meinen Geburtstag vor den Sommerferien nicht gemeinsam mit meinen Freunden feiern."

Hast du Verständnis für die Regeln?
"Ja, ich konnte die Regeln absolut nachvollziehen, auch wenn man sich natürlich sein 'altes' Leben vor der Pandemie zurückwünscht. Wichtig war und ist, dass wir alle durchhalten. Ich nehme die Vorgaben sehr ernst und sie sind sehr wichtig. Wenn wir uns alle daran halten, dann kommen wir genau dahin, wo wir auch hinwollen. Es ist wichtig, dass wir in dieser Krisenzeit aufeinander achten und als Gesellschaft zusammenhalten."

Was denkst du über die Menschen, denen die Vorgaben egal sind?
"Ich bin generell offen, mich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, sich pragmatisch und konstruktiv auszutauschen. Allerdings finde ich das Verhalten von Menschen, die sich nicht an die Regeln halten, sehr kurzsichtig und egoistisch. Solche Menschen schaden unserer Gesellschaft. Jetzt mal ernsthaft: Möchte man wirklich wegen einer 'ausgiebigen' Party ältere Menschen opfern? Ist es das wert? Absolut nicht! Und dafür habe ich kein Verständnis."

Wie hast du dann die ersten Schritte im Lockdown wahrgenommen?
"Wir Schüler waren und sind motiviert, das Beste daraus zu machen und unsere Aufgaben zu erfüllen. Der Anfang war schleppend, denn viele sind nicht zurechtgekommen. Der Videounterricht hat auch in kleinen Gruppen Sinn gemacht. Teilweise wurde dieser gut umgesetzt, aber stellenweise gab es da noch Luft nach oben. Aber später wurde das dann besser, es kam Routine in den digitalen Alltag. Die Lehrer haben das gut gemeistert. Einige waren sogar richtig kreativ und engagiert, zum Beispiel gab es einen Podcast - das war richtig klasse mitten im Lockdown."

Wie habt ihr zuhause die außergewöhnliche Situation gemeistert?
"Meine Mutter hat meine jüngere Schwester spontan betreuen müssen. Glücklicherweise bin ich schon selbstständig und konnte alles gut alleine regeln. Meine Großeltern sind sonst immer bei uns vor Ort gewesen. Hier haben wir uns auf Videogespräche umstellen müssen, was aber auch gut geklappt hat."

Was wünschst du dir zum jetzigen Zeitpunkt?
"Ich wünsche mir, dass die Produktion des Impfstoffes schnell hochgefahren wird. Auch ist eine klare und transparente Kommunikation für die nächsten Schritte erstrebenswert. Niemand soll durch neue Regelungen verwirrt sein und alle sollen direkt verstehen, was zu tun ist. Wir werden noch eine längere Zeit mit der Maske und mit Einschränkungen in dieser außergewöhnlichen Situation leben müssen. Aber es gibt einen Lichtblick."

Das Interview wurde im Februar 2021 geführt.