Navigation und Service

Springe direkt zu:

Nachhaltig & Digital - Das Impuls-Event

Tilman Santarius

© CC0

„Nachhaltig & Digital – geht das?“ - das Impuls-Event der Digitalen Agenda lieferte am 26. Juli 2021 inspirierende Antworten, informierte über aktuelle Projekte und Initiativen und setzt bei der Stadtentwicklung auf eine engagierte Bürgerschaft.

Gunter Czisch ist offen für alles: „Es können gerne auch verrückte Ideen sein.“ Der  Oberbürgermeister der Stadt Ulm warb bei den Gästen des Impuls-Events für eine breite Beteiligung. Denn es gehe darum, die Zukunft der Stadt gemeinsam zu gestalten: „Die Bürgerschaft spielt für uns eine zentrale Rolle, wenn es um die nachhaltige Stadtentwicklung mithilfe von digitalen Technologien geht.“

Die Frage, wie die beiden Aspekte Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammenpassen, beantwortete Buchautor Prof. Dr. Tilman Santarius, der via Live-Stream aufzeigte, was im Spannungsfeld einer smarten grünen Welt machbar ist.

Die Aufzeichnung des Impuls-Events können Sie hier noch einmal anschauen.

Boxenstopp_Talks

© DigitaleAgenda/CC0

Mit dem Projekt „Zukunftsstadt Ulm 2030“ streben wir eine digitale und nachhaltige Stadtentwicklung an, dabei suchen wir gemeinsam mit den Ulmer Bürger*innen Wege für eine Digitalisierung "von unten". Im Rahmen des Impulsevents haben wir uns dazu die Frage gestellt "Nachhaltig & Digital - geht das?". Dazu haben wir auch eine Meinungsumfrage gestartet. Wir wollten von den Ulmer und Ulmerinnen wissen, wie sie zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit stehen: Passen Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen? Welche Aspekte sind ihnen wichtig? Und wo kann man selbst am meisten bewirken?

Am Boxenstopp auf dem Hans-und-Sophie-Scholl-Platz haben wir Menschen befragt - und die gleichen Fragen auch auf Instagram gestellt, hier war die Umfrage am 22.07. für 24 Stunden online. Dabei hat uns interessiert, ob die Leute denken, dass die beiden Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammenpassen. In den Ergebnissen lassen sich kleine Unterschiede zwischen der Vor-Ort-Befragung und den Abstimmungsergebnissen auf Instagram festhalten. Vor Ort finden 66,7% der Leute, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenpassen, auf Instragram waren es ca. 86,5 %.

Als Beispiel haben wir dazu auch ein Hochbeet gezeigt, dass zeigt, wie in der Stadt Digitalisierung mit Nachhaltigkeit sinnvoll verknüpft werden kann. Mithilfe von Sensoren wird das Hochbeet automatisch und bedarfsgerecht bewässert. Hier hat uns interessiert wie finden die Ulmer*innen ein solches digitales Hochbeet? Das Ergebnis war hier in beiden Fällen positiv, 76,3 % Vor-Ort und 87 % der Personen auf Instragram finden ein solches Hochbeet super!

In den nächsten beiden Fragen haben wir den Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt. Dabei wollten wir einmal von den Leuten wissen welche Aspekte bei Nachhaltigkeit ihnen am wichtigsten sind: Ökonomische Aspekte (z.B. fairer Handel), ökologische Aspekte (z.B. weniger Plastik, Co2-Reduktion) oder Soziale Aspekte (z.B. Gewährleistung von sozialer Teilhabe). In der Befragung vor Ort, waren den Leuten vor allem die sozialen Aspekte am wichtigsten. Auf Instagram hingegen wurden die ökologischen Aspekte als wichtigstes Kriterium im Bereich der Nachhaltigkeit genannt.

Weiterhin wollten wir wissen, in welchen Bereichen die Leute glauben selbst am meisten zur Nachhaltigkeit beitragen zu können. Hierbei standen die Auswahlmöglichkeiten Fairer Handel und Ernährung (z.B. Foodsharing), Globale Aspekte und soziale Teilhabe, Umwelt- und Klimaschutz sowie alle drei der genannten Punkte gleichermaßen zur Auswahl. Vor-Ort haben die meisten Personen angegeben am meisten durch die Themen Ernährung und Fairen Handel zur Nachhaltigkeit beitragen zu können. In Instagram haben die meisten Abstimmenden angegeben über alle drei Bereiche gleichermaßen zur Nachhaltigkeit beizutragen.

Mehr Ergebnisse aus der Umfrage gibt es unter www.zukunftsstadt-ulm.de

Hochbeet_Eselsberg

© DA

Für Tilman Santarius ist entscheidend, dass die scheinbar so immaterielle Digitalisierung sanft und bedacht vorangetrieben wird: „Die Produktion von digitaler Hardware ist ressourcenintensiv und wird wohl auch künftig nicht umweltfreundlich in einer Kreislaufwirtschaft zu organisieren sein.“ Insgesamt seien in den 13 Milliarden Smartphones, die seit 2007 produziert wurden, etwa 300.000 Tonnen Aluminium verbaut: „Das ist nur eines von vielen Metallen, die nicht endlos verfügbar sein werden.“ Eine Chance sieht der Nachhaltigkeitsforscher deshalb in einer Steigerung der Nutzungsdauer und der Recyclingquote: „Bis Endgeräte aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden können, ist es wohl noch ein weiter Weg.“  

Persönliche Daten nicht veräußerbar
Für den Professor für Sozial-ökologische Transformation und nachhaltige Digitalisierung an der TU Berlin sollten Daten Gemeingüter sein: „Der größte Teil des Datenvolumens im Internet ist jedoch Privateigentum.“ 93 Prozent aller Interaktionen laufen, so Tilman Santarius, über Suchmaschinen. Allein Marktführer Google erhalte bis zu 80.000 Anfragen - pro Sekunde. Eine enorme Menge, aus der weitere Informationen gewonnen werden können. Die Datafizierung, sprich die Umwandlung verschiedenster Aspekte unseres Lebens in computerisierte Daten, sei eben extrem profitträchtig: „Doch persönliche Daten dürfen nicht veräußerbar sein.“ Daten aus gesellschaftlicher Interaktion sollten dagegen öffentlich sein und deren Bereitstellung zum Beispiel für gemeinwohlorientierte Anwendungen deutlich erleichtert werden. 

So viel Digitalisierung wie nötig 
Für den Gastredner war klar: Die Digitalisierung müsse für eine nachhaltige Transformation nutzbar gemacht werden, sie müsse ihr dienen. So könne sie zum Beispiel im Bereich der Mobilität vernetzte Sharing-Angebote beflügeln, die dazu beitragen, den Autoverkehr in den Städten einzudämmen. Tilman Santarius: „In der Digitalisierung stecken Risiken, jedoch auch große Chancen, um soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz voranzubringen. Hierzu benötigen wir so viel Digitalisierung wie nötig, aber so wenig wie möglich.“ 

Tilman Santarius lehrt und ist wissenschaftlicher Autor zu den Themen Klimapolitik, Handelspolitik, nachhaltiges Wirtschaften, globale Gerechtigkeit und digitale Transformation. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Fachartikel. Seit 2016 leitet er die Forschungsgruppe “Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation” an der Technischen Universität Berlin und dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Seit 2017 ist Tilman Professor für Sozial-ökologische Transformation und nachhaltige Digitalisierung an der TU Berlin und am Einstein Centre Digital Futures Berlin. Ehrenamtlich war Tilman von 2007-2016 Vorstandsmitglied bei Germanwatch; seit 2016 engagiert er sich im Aufsichtsrat von Greenpeace Deutschland.

Tilman hat Soziologie, Ethnologie und Volkswirtschaft studiert und in Sozial- und Gesellschaftswissenschaften promoviert. Während seines Studiums arbeitete er freiberuflich für Greenpeace und die Unternehmensberatung Kienbaum Management Consultants GmbH. Von 2001 bis 2009 war er Projektleiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Von 2009 bis 2011 leitete er die Internationale Klima- und Energiepolitik bei der Heinrich Böll Stiftung. Von 2012 bis 2015 schrieb er seine Doktorarbeit an der Universität Kassel; in dieser Zeit forschte er ein Jahr (2013/2014) als Gastwissenschaftler an der University of California in Berkeley. 

Tilman und seine Frau Julia leben mit ihren vier Kindern in Berlin und auf dem Katharinenhof. 

Mehr Infos finden Sie hier.

Ulm_Panoramaansicht

Ulm ist bereits auf einem guten Weg, wie ein Blick in die unterschiedlichen „Breakouträume“ des Impuls-Events gezeigt hat. Denn es gibt bereits viele Projekte und Initiativen, die die Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenbringen. So erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Bildschirm unter anderen, was man zuhause oder im Betrieb gegen Lebensmittelverschwendung tun kann. Vorgestellt wurde mundraub.org. Die größte deutschsprachige Plattform für die Entdeckung und Nutzung essbarer Landschaften ermöglicht es, Fundorte zu kartieren und Gruppen zu gründen. Bei der Veranstaltung konnte man auch einen Blick auf die „Karte von Morgen“ werfen, eine interaktive Onlineplattform für Initiativen des Wandels und für nachhaltige Unternehmen. 

Hier die Übersicht der Projekte & Initiativen, die sich für "Nachhaltig & Digital - geht das" präsentiert haben:

Lebensmittelrettung
Erfahre wir du Teil der foodsharing-Community werden kannst um dich gegen Lebensmittelverschwendung zu engagieren. "Rette" ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten sowie von kleinen und großen Betrieben. Mit dabei ist auch mundraub.org: die größte deutschsprachige Plattform für die Entdeckung und Nutzung essbarer Landschaften ermöglicht es dir, Fundorte zu kartieren, Aktionen anzulegen und Gruppen zu gründen.

Die Nachhaltigkeitskarte für den Wandel
Die Karte von morgen ist eine interaktive Onlineplattform für Initiativen des Wandels und für nachhaltige Unternehmen. Alle NutzerInnen tragen nach dem Wiki-Prinzip zukunftsfähige Orte ein und lokale Initiativen moderieren als RegionalpilotInnen die Einträge.

Die Klimawette
"Die Klimawette" kommt nach Ulm! Die bundesweite Initiative wurde unter anderen von German Zero und einigen For-Future-Organisationen ins Leben gerufen mit dem Ziel, bis zur nächsten  UN-Klimakonferenz in Glasgow 1 Million Menschen zu finden, die 1 Million Tonnen CO2 einsparen. Was ist mit Euch? Mehr Infos zur Klimawette gibt es hier

CHAT der WELTEN
Mit dem Einsatz digitaler Medien überwindet der CHAT der WELTEN geografische Distanzen zwischen Menschen verschiedener Länder und bietet die Möglichkeit zu persönlichen und authentischen Begegnungen. Per CHAT treten Kinder und Jugendliche aus Deutschland mit Gleichaltrigen in Afrika, Asien und Lateinamerika sowie mit Expert*innen weltweit in direkten Austausch. 

Der Ökologische Rucksack
Jedes Produkt, das wir kaufen, trägt einen Rucksack: den ökologischen Rucksack. Und der ist viel schwerer als das eigentliche Produkt. Doch was füllt diesen Rucksack? Wir zeigen die Antworten...

Wasserstoff und nachhaltige Mobilität
Wasserstoff wird bereits heute in der Region Ulm/Neu-Ulm in vielen technischen Prozessen in großen Mengen eingesetzt. Dieser Trend wird durch die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung weiter unterstützt. Wasserstoff ist dabei ein zentraler Baustein, um die Klimaziele zu erreichen. Erfahre hier welche Chancen und Möglichkeiten Wasserstoff bietet. 

Digitalmentor*innen, Virtuelle Nachbarschaften und Kurzzeitengagements
Digitalmentorinnen und Digitalmentoren engagieren sich ehrenamtlich, um anderen Fragen rund um Smartphone, Tablet, Videokonferenzen und Digitalisierung im Alltag zu beantworten und bei der Teilhabe zu unterstützen. 

Virtuelle Nachbarschaften bieten virtuelle Möglichkeiten der Begegnung und Teilhabe in Ulmer Quartieren. 

Du möchtest dich engagieren, aber hast nur wenig Zeit? Dann engagier' Dich "kurz und gut" – direkt in Deiner Nachbarschaft oder in der ganzen Stadt. Jedes Engagement ist wichtig für die Gemeinschaft.

Graphik_Klimawette

© DieKlimawette

Die bundesweite Initiative "Die Klimawette" wurde  von German Zero und einigen For-Future-Organisationen ins Leben gerufen mit dem Ziel, bis zur nächsten UN-Klimakonferenz in Glasgow 1 Million Menschen zu finden, die 1 Million Tonnen CO2 einsparen. Motto: "Wir machen's jetzt einfach!"

Seit ein paar Tagen sind die Initiatoren auf Deutschlandtournee und fordern die Städte, die auf dem Weg liegen, zu einer Wette heraus. Für Ulm bedeutet das, bis November 1000 Tonnen CO2 einzusparen, indem wir 1000 Bürgerinnen und Bürger motivieren, je 1 t einzusparen - oder durch eine Spende an ein Klimaschutzprojekt zu kompensieren. Das ist eine große Herausforderung ganz im Sinn der "lokalen agenda ulm", jeden Einzelnen zu aktivieren und sein Verhalten zu überdenken. Der Agenda-Vorstand hat deshalb beschlossen, die Wette für Ulm anzunehmen, Oberbürgermeister Gunter Czisch übernimmt die Schirmherrschaft.

In 500 Kommunen in ganz Deutschland sind bereits Menschen an der Wette beteiligt. Wir freuen uns nun über jede und jeden, der ihren Beitrag zur CO2-Einsparung leisten möchte, auch wenn es weniger als 1t ist. Zeigen wir der UN-Konferenz, aber auch PolitikerInnen und anderen Entscheidungsträger*innen auf allen Ebenen: "Wir machen's jetzt einfach! Wir leisten unseren Beitrag. Was ist mit Euch?"

Wer mitmachen möchte, ermittelt auf www.dieklimawette.de zunächst seinen derzeitigen jährlichen CO2-Ausstoß und kann dann aus verschiedenen Maßnahmen inkl. CO2-Kompensation wählen, um besser zu werden. Jeder Beitrag zahlt auf die Ulmer Wette ein und verbessert unseren Platz im Städteranking! Also - packen wir es an und schauen, was wir gemeinsam schaffen können.

Mehr Infos dazu gibt es hier

Partner des Impuls-Events

© Zukunftsstadt

Hier der Überblick über die Partner des Impuls-Events "Nachhaltig & Digital - geht das" am 26. Juli, Beginn 18.30 Uhr.