Schlafkapseln „Ulmer Nest“ gehen in Regelbetrieb
Am 8. Januar 2021 werden die beiden „Ulmer Nester“ wieder aufgestellt. Sie wurden überarbeitet und werden künftig jedes Jahr in den kalten Monaten aufgestellt sein. Obdachlose, die nicht im Übernachtungsheim schalfen können oder wollen, können die Schlafkapseln als Schutz gegen Kälte nutzen. Eine wird am Karlsplatz, die andere am Alten Friedhof stehen.
Die Nester sind als Pilotprojekt im Auftrag der Stadtverwaltung in der Region entwickelt worden. Sie ergänzen die bestehenden Angebote der Wohnungslosenhilfe, die selbstverständlich aufrechterhalten werden. Im Winter 2019/ 2020 hat die städtische Abteilung Soziales den Praxiseinsatz der Nester erprobt. Das Angebot wurde sowohl von den Benutzerinnen und Benutzern als auch von den Anwohnerinnen und Anwohnern positiv bewertet.
Vor dem dauerhaften Einsatz sind die Nester überarbeitet worden. Unter anderem wurden der Verschlussmechanismus vereinfacht und die Dichtung verbessert. Coronabedingt verzögerte sich diese Überarbeitung, doch ab jetzt stehen die beiden Nester für die laufende Wintersaison zur Verfügung.
Die Schlafkapsel besteht aus massivem Holz und pulverbeschichtetem Stahlblech. Der Nutzer bzw. die Nutzerin kann sie von innen verriegeln. Technische Vorrichtungen ermöglichen sowohl Wärmeisolation als auch Versorgung mit Frischluft.
Das Ulmer Nest ist eingebettet in die bestehenden Angebote der Wohnungslosenhilfe in Ulm. Wenn eine Kapsel benutzt wird, melden Sensoren dies dem Caritasverband Ulm-Alb-Donau. Ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin sucht dann am Morgen das Nest auf, um die Person über die Angebote der Wohnungslosenhilfe wie Fachberatung, Wärmestube und Übernachtungsheim zu informieren und gegebenenfalls an weiterführende Angebote zu vermitteln.
Im Sommer werden die Nester abgebaut und eingelagert, um im Winter dann wieder aufgestellt zu werden. Die laufenden jährlichen Kosten (Instandhaltung, Auf- und Abbau, Materialverschleiß) sind auf insgesamt rund 5.700 € veranschlagt.
Wohnungslose Menschen, die auf der Straße übernachten, sind insbesondere in den Wintermonaten großen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Für sie besteht dann die Gefahr des Erfrierungstodes. Entsprechende Notunterkünfte und Angebote der Wohnungslosenhilfe zum Erfrierungsschutz werden bundesweit von den jeweiligen Kommunen zur Verfügung gestellt.
Die Stadt Ulm verfügt seit vielen Jahren gemeinsam mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe über ein Konzept zum Erfrierungsschutz. Hierzu wurden mit unterschiedlichen Akteuren präventive Absprachen getroffen. Das Konzept zum Erfrierungsschutz ist ein Baustein der Gesamtkonzeption des Hilfesystems in Wohnungsnotfällen in der Stadt Ulm.
Als zusätzlicher Baustein erweitert das Ulmer Nest die Regelangebote im etablierten und gut funktionierenden Konzept zum Erfrierungsschutz. Es ist eine niederschwellige Hilfe für Menschen, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur andere Menschen meiden und auch im Winter die Übernachtung im Freien einer Übernachtung mit mehreren Menschen oder Menschenansammlungen vorziehen. Das betrifft auch Personen mit Hunden, für die eine Trennung von ihrem „Bezugspartner“ nicht vorstellbar ist. Für sie ist das Ulmer Nest eine Notschlaf- bzw. Notübernachtungsgelegenheit, die in kalten Nächten vor gesundheitlichen Schäden durch Erfrierungen schützen soll.
5. Januar 2021